
Social Media:
VZ - Comeback des deutschen Gruppennetzwerks
Vor drei Jahren gingen StudiVZ und MeinVZ in die Insolvenz. Lieferando-Mitgründer Jörg Gerbig will das in Deutschland beheimatete soziale Netzwerk erneut groß machen - mit Millionen Accounts.

Foto: VZ
Zu diesem Zweck werden jetzt StudiVZ und MeinVZ zum Gruppennetzwerk VZ zusammengeführt, das am 27. April an den Start geht. Das wiedererstandene Netzwerk setzt eigenen Angaben zufolge auf "moderne Gruppenkommunikation und Respekt vor Userdaten" und will so für "frischen Wind in der deutschen Social-Media-Welt" sorgen.
Auf der Plattform können sich die Mitglieder ihre Funktionen nach dem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen. VZ formuliert als Anspruch, "Social Media wieder sozial zu machen – ohne Datenausverkauf und kommerzielle Algorithmen." Geplant sei vielmehr eine Umsatzbeteiligung der Mitglieder.
Kommunikation statt unpersönliche Timeline
VZ wartet ferner mit diversen Retro-Features auf: So sind die witzigen Gruppen und die Gruschel-Funktion wieder zurück. Die rund neun Millionen ehemaligen StudiVZ und MeinVZ-Nutzer haben die Möglichkeit, ihre alten Accounts inklusive der Fotos und aktuellen Spielstände auf die neue Seite zu importieren.
Bei Facebook & Co. werde alles auf der "unpersönlichen Timeline" breitgetreten, kritisiert VZ-Geschäftsführerin Agneta Binninger: "WhatsApp ist toll, bietet aber keinerlei Funktionen, wenn aus einer der Gruppen mal ein Event oder eine organisierte Community werden soll und Instagram ist vor allem auf eine gute visuelle Selbstdarstellung und perfekte Selfies ausgerichtet." Facebook, Instagram und Youtube seien allesamt Profil- und Timeline-zentriert. Dagegen sei VZ komplett auf Gruppenkommunikation ausgerichtet. Zur einfachen Terminfindung ist Doodle auf der VZ-Plattform eingebunden. Sowohl Vereinsaktivitäten als auch die Familie ließen sich so perfekt organisieren.
Jörg Gerbig hat die Firma nach der Insolvenz übernommen
"Während der Quarantäne-Zeit launchen wir zunächst die Beta-Version mit dem Ziel, die Seite durch das Nutzerfeedback weiterentwickeln zu können und zum Beispiel zu entscheiden, welche Feature in die geplante App übernommen werden sollen", erklärt Binninger.
StudiVZ und MeinVZ waren 2005 in Berlin gegründet worden. Zu Hochzeiten hatten sie 20 Millionen aktive Nutzer, ehe die Firma zunehmend Marktanteile an Facebook verlor. Nach dem Verkauf durch Holtzbrink im Jahr 2012 gab es mehrere Besitzerwechsel in die Hände amerikanischer Firmen. 2017 folgte die Insolvenz. Anfang 2018 übernahm schließlich der Unternehmer und Lieferando-Mitgründer Jörg Gerbig die beiden Netzwerke.