VDZ legt Positionspapier zum Grosso-Streit vor
Im Ringen um die künftigen politischen Rahmenbedingungen des Grossosystems hat der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) nach zähem Ringen endlich ein Positionspapier formuliert. Das Papier, das W&V vorliegt, weicht in wesentlichen Punkten von der 2004 zwischen dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), dem Grosso und dem VDZ festgezurrten Gemeinsamen Erklärung ab.
Im Ringen um die künftigen politischen Rahmenbedingungen des Grossosystems hat der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) nach zähem Ringen endlich ein Positionspapier formuliert. Das Papier, das W&V vorliegt, weicht in wesentlichen Punkten von der 2004 zwischen dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), dem Grosso und dem VDZ festgezurrten Gemeinsamen Erklärung ab. Das Schriftstück wurde Kulturstaatsminister Bernd Neumann bereits Mitte August vorgelegt. Der neuralgischste Punkt: Die Verlage wollen die Lieferverträge mit Grossisten nicht wie bisher nur aus „sachlich gerechtfertigten Gründen“ kündigen können, sondern auch aus „wirtschaftlichen Gründen“.
Die Verlage relativieren damit das "Alleinauslieferungsrecht" eines Grossisten in einem Gebiet, das bisher als die effizeinteste Form gesehen wurde, den Vertrieb von Presse neutral zu organisieren. Damit folgt der VDZ dem vom Bauer-Verlag gegen den Grossisten Grade erstrittenen OLG-Urteil, wonach Kündigungen grundsätzlich mit einer ausreichenden Kündigungsfrist von sechs Monaten möglich sind. Eine endgültige Klärung vor dem BGH steht noch aus.
Die Verlage wollen zudem klargestellt haben, dass sie in der Wahl ihrer Vertriebspartner frei sind und in der Folge auch Fusionen zwischen Grossisten bestimmen können. Dies steht im Gegensatz zur Position der Grossisten, die für sich die unternehmerische Hoheit bei Gebietsfusionen fordern. Das Grosso fürchtet, vor allem mächtige Großverlage könnten Kündigungen als Druckmittel im Konditionenpoker einsetzen und in Gebieten ihren Einfluss ausweiten, wo sie über Grossisten, an denen sie Anteile halten, tätig sind.
Die Grossisten wollen im Gegenzug die 2004 festgelegten Positionen für die einzelnen Marktteilnehmer rechtsverbindlicher machen und verhindern, dass Grossisten mit Verlagsbeteiligung ihr Einflussgebiet ausweiten. Bisher sind 85 Prozent der Grossobetriebe verlagsunabhängig organisiert. Nur an 15 Prozent der Betriebe sind Verlage beteiligt.
Der Stab des Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) hat die Verbände aufgefordert, die Streitpunkte in einem gemeinsamen Gespräch zu definieren. Erst dann will sich Staatsminister Bernd Neumann als Mediator einschalten. Der Bauer-Verlag, der sich weiterhin im Rechtsstreit mit dem Grosso befindet, ist aus formalen Gründen nicht Teil des Verbandskonsenses.