
VDZ-Zeitschriftentage: "Es gibt kein intergriertes Medienhaus"
Jahrelang hat die Diskussion um das Internet die Verlegertreffen im Herbst dominiert. Im Jahr der Wirtschaftskrise haben die Verleger ihren Glauben an das Kerngeschäft wiederentdeckt. Das zeigen die aktuellen Diskussionen auf den VDZ-Zeitschriftentagen. Allerdings erwarten die Verlags-Manager harte Zeiten. W&V-Korrespondentin Judith Pfannenmüller berichtet aus Berlin.
Jahrelang hat die Diskussion um das Internet die Verlegertreffen im Herbst dominiert. Im Jahr der Wirtschaftskrise haben die Verleger ihren Glauben an das Kerngeschäft wiederentdeckt. „Es ist gut, dass man wieder über das Kerngeschäft spricht“, sagt WAZ-Manager Manfred Braun beim VDZ-Zeitschriftentag. In der Krise habe man die Chance Dinge zu verändern, zu denen vorher der Mut gefehlt hat.
Die nächsten Jahre werden allerdings hart. Mit weiteren 500 Millionen Euro Umsatzverlust müssten die Verlage bis 2015 rechnen und mit einem Rückgang im Vertrieb von weiteren 200 Millionen Euro, rechnet eine Studie von Booz &Company für den VDZ vor. Nimmt man die Verluste im Krisenjahr 2008 bis 09 dazu, wird die Branche bis 2015 über eine Milliarde Euro an Erlösschwund verkraften müssen.
„Die Verlage müssen endlich anfangen, die heiligen Kühe in ihren Portfolios zu schlachten und das Geld nur in die stärksten Titel des Portfolios zu stecken“, rät Gregor Vogelsang, Vice President Booz&Company. 2009 seien allerdings mehr neue Titel in den Markt gekommen als gegangen. „Das ist die falsche Richtung“, kristisierte Vogelsang.
Die Verlage müssten Cashflow und Profitabilität steigern statt Reichweite und Umsatz und nach der Maxime handeln, ihr Kerngeschäft zu schützen. Es gehe für Print darum, den Qualitätsunterschied zu online auszubauen. Print- und Onlinegeschäft solle man dabei trennen, weil es kaum Synergien gebe, so der Unternehmensberater.
„Es gibt kein integriertes Medienhaus, diese Diskussion der letzten Jahre hat die Verlage verwirrt", sagte Manfred Braun. Jeder Verlag müsse für sich die Frage beantworten, was er besonders gut kann. Die Frage nach der Strategie und nach dem Wohin sei bei vielen Verlagen allerdings noch "recht im Nebulösen“, hat der WAZ-Manager festgestellt.
Das sehen die Branchenkollegen natürlich anders. Mit Vertikalisierung und E-Commerce um Themenfelder herum sieht sich Burda -Manager Philipp Welte auf einem guten Weg. Und Springer-Vorstand Andreas Wiele sieht im Gegenteil sehr wohl große Synergien in der totalen Integration von Print-Marken und Online. Wiele: „Print und Online befruchten sich.
Klar ist jedenfalls, der Werbemarkt wird nie wieder zur vollen Blüte reifen. Und aus Paid Content ist im Internet bisher nicht viel zu holen. Verlage könnten nicht einfach die Inhalte plötzlich per Bezahlung anbieten, die bisher kostenlos im Internet zu haben sind, sondern müssten sich überlegen, welche Mehrwerte sie auf Inhalte aufsetzen, sagt der Unternehmensberater.
Die Stühle auf dem Sonnendeck jedenfalls sind abgeräumt. Die Leute sind jetzt im Maschinenraum und arbeiteten da, sagt G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz, „und das machen sie gut.“