Facebook:
VDZ-Chef Scherzer: "Mark Zuckerberg ist kein Säulenheiliger"
Die deutschen Zeitschriftenverlage attackieren Facebook. Die jüngste Umstellung des Algorithmus zeige: wer sich zu sehr von dem Social-Media-Giganten abhängig mache, setzte sich einem Risiko aus.
Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) warnt Medienunternehmen davor, sich zu sehr vom Social-Media-Riesen Facebook abhängig zu machen. Anlässlich der neuen Ausrichtung des Facebook-Newsfeeds erklärt VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer: „Der mit über zwei Milliarden Nutzern größte öffentliche Kommunikationsraum der Welt arbeitet nach selbstgegebenen Regeln und mit Black-Box-Algorithmen. Entscheidungen werden global verkündet, umgesetzt und nicht diskutiert. Wer mit eigenen Geschäftsmodellen zu sehr auf die Silicon-Valley-Giganten setzt, setzt sich stets dem Risiko solcher Entscheidungen aus“.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte einen grundlegend neue Ausrichtung des Algorithmus angekündigt. Das Soziale Netzwerk will künftig Beiträge von Freunden stärker priorisieren. Beiträge von Medien und Marken sollen dagegen weniger prominent im Newsfeed platziert werden. Sie finden vor allem dann den Weg in die Newsfeeds, wenn sich Facebook-Freundeskreise darüber intensiv austauschen. Inhalte-Anbieter können sich aber weiter als Anzeigenkunden einen Platz in Facebooks Nachrichtenstrom erkaufen.
"Starke Marken werden weniger leiden"
Starke publizistische Marken werde dies aber kaum betreffen, sagt Scherzer. „Starke Marken mit guter Leserbindung werden weniger leiden, da sie auf Facebook direkt abonniert werden.“
Der VDZ-Geschäftsführer vermutet hinter Facebooks Schritt ausschließlich kommerzielle Motive. „Marc Zuckerberg ist nicht der Säulenheilige des Silicon Valley, sondern optimiert das Nutzungserlebnis des marktbeherrschenden sozialen Netzwerks – außerhalb Chinas – so, dass die Rendite steigt und die Nutzer im Netzwerk mehr Zeit verbringen.“ Facebook-Chef Zuckerberg hatte die neue Politik unter anderem mit dem „Wohlbefinden“ der Nutzer begründet. Gegenüber der New York Times erklärte er, auch die Geburt seiner Töchter habe seinen Blick auf Facebook verändert.
Scherzer plädiert für mehr Kontrolle des Social-Media-Riesen. „Zuckerbergs Entscheidung zeigt einmal mehr, das Facebook aufgrund seiner marktbeherrschenden Position verpflichtet werden muss, allen legalen Inhalten diskriminierungsfreien Zugang zu ermöglichen.“