10 FRAGEN AN DIE RECRUITING-CHEFS:
VCCP-Personalerin: "Top-Down-Agenturmodell hat ausgedient"
"Das klassische Top-down geführte Agenturmodell hat ausgesorgt und zehrt am Image der Branche", sagt Judith Gabriel, die HR-Chefin von VCCP Berlin. Viele Häuser hätten das erkannt und böten Mitarbeitern heute ein attraktiveres Arbeitsumfeld.
Im Rahmen einer W&V-Online-Serie stellen wir die Recruiting-Chefs der Agenturen vor: Worauf achten sie beim Persönlichkeitsprofil von Bewerbern besonders? Wie lockt man die besten Leute? Was sind die häufigsten Fehler der Bewerber? Heute steht Judith Gabriel, Human-Resource-Manager bei VCCP Berlin, Rede und Antwort.
1. Wie wird man Human-Resource-Manager bei VCCP?
Ein gutes Gespür für außergewöhnliche Talente, ein gutes Einfühlungsvermögen für Menschen, ein Interesse an außergewöhnlicher Kommunikation und der Weiterentwicklung von Menschen sind die Dinge, die in meinem Job bei VCCP erforderlich sind. Ich habe sechs Jahre Erfahrung in diesem Bereich mit zu VCCP gebracht und freue mich, diese hier vor allem in internationalem Kontext weiter entwickeln zu können.
2. Wie lockt man die besten Leute? Mit einem attraktiven Kundenportfolio oder mit Top-Gehältern?
Natürlich spielt beides eine Rolle. Unsere Kunden und Arbeiten helfen eindeutig dabei, Talente anzulocken. Aber es geht in der heutigen Arbeitswelt um noch viel mehr. Ein reiner Blick auf Cash und Kreation reicht nicht, um gute Leute zu gewinnen. Wichtig sind ein flexibles, modernes Arbeitsumfeld, gute Kollegen, Weiterbildung und die Möglichkeit, sich mit seinen Ideen einbringen zu können und Gehör zu finden.
3. Spielt Geld heute eine wichtigere Rolle als früher?
Geld spielt immer eine Rolle, aber wir stellen fest, dass es eben nicht mehr der wichtigste Motivationstreiber ist. Flexibilität und Work-Life-Integration haben an Bedeutung gewonnen. Ebenso wichtig ist die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung: Wir haben ein internationales Austauschprogramm mit unserem globalen Chime-Netzwerk entwickelt und bauen eine Academy auf, die viele externe und interne Weiterbildungsmöglichkeiten unter einem Dach vereint.
4. Worauf schauen Sie besonders beim Persönlichkeitsprofil von Bewerbern?
Bei VCCP sind unsere Gründungsprinzipien die wesentlichen Filter für unsere Auswahl. Hierzu gehören: be unprecious, be happy, be agile, be responsible, be simple, be clear, be honest, be fast and be proud. Zusammengefasst geht es um Authentizität, Offenheit, Verantwortung und das Gefühl, dass jemand mit Herzblut dabei ist und etwas bewegen möchte.
5. Was sind die häufigsten Fehler von Bewerbern?
Bewerbern fällt es oft schwer, ihre Motivation und ihren Mehrwert klar zu formulieren. Für uns ist es aber sehr entscheidend, genau diese Motivation zu erfahren. Die zentralen Themen sollten daher sein: Warum bist Du die oder der Richtige? Warum brennst Du für ein Thema? Was möchtest Du erreichen? Was motiviert Dich am meisten und warum bei und mit uns?
6. Das Image der Agenturen als Arbeitgeber hat zuletzt gelitten. Zu Recht?
Das klassische Top-down geführte Agenturmodell hat ausgesorgt und zehrt am Image der Branche. Wichtig ist, dass Agenturen stärker auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und Kunden eingehen. Das erfordert eine kollaborative und integrative Arbeitsweise, die Lösungen schnell hervorbringt. Viele Agenturen sind tolle Arbeitgeber und bieten genau dieses Umfeld. Dies klarer zu kommunizieren, ist für die Branche wichtig und sollte stärker im Fokus stehen.
7. Wie sieht es in Ihrer Agentur mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus?
Bei uns arbeiten natürlich auch Mütter und Väter. Das Wichtigste ist uns immer das gegenseitig entgegengebrachte Vertrauen in die Arbeitsleistung. Den Fokus richten wir klar auf das Ergebnis. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses in der Agentur, im Homeoffice oder teils auch auf dem Spielplatz entstanden ist. Wir glauben, dass die besten Ergebnisse eine gute Balance von Leben und Beruf erfordern.
8. Welche Rolle spielt bei Ihnen Diversity Management?
Eine sehr große. Bei VCCP Berlin arbeiten derzeit 70 Mitarbeiter aus 16 Nationen. Dadurch haben wir eine sehr spannende kulturelle Vielfalt, die uns zwischenmenschlich bereichert und gleichzeitig eine wichtige Basis für die Entwicklung von internationalen Kampagnen ist. Unser Recruiting ist bewusst viel internationaler geworden. Wir sprechen inzwischen mit Talenten aus der ganzen Welt.
9. Was ist aus Ihrer Sicht der größte Fehler, den ein Personalverantwortlicher oder Headhunter machen kann?
Kein Gefühl dafür zu haben, wie sich die Leute im Unternehmen fühlen, ob es ihnen gut geht und ob man sie richtig fördert. Oder bei Bewerbern nicht die richtigen Potenziale zu erkennen und die Mitarbeiterbindung zu vernachlässigen. Ich habe bei VCCP meine bezaubernde Kollegin Dana Koch. Sie betreut unsere Mitarbeiter bei allen internen Anliegen: bei Feedbackgesprächen, Vertragsfragen, Personalentwicklung und Weiterbildungsthemen wie internen Workshops und Tutorials. Dieser Bereich ist ungemein wichtig für uns und wir bauen ihn stetig weiter aus. Denn bei VCCP soll sich jeder als Teil unseres internationalen, offenen Teams auch langfristig wohlfühlen.
10. Warum sollte jemand bei Ihnen anfangen? Was macht Ihre Agenturmarke einzigartig?
VCCP ist als Gegenmodell zu den Big-Agency-Networks gegründet worden. Die Prinzipien "Simplicity, Collaboration, Unpreciousness and Integration around Ideas rather than Channels" sind Hauptbestandteil unserer DNA. Dies reflektiert sich in unseren Arbeiten. Eigenverantwortung, unternehmerische Neugierde, Teamspirit und ergebnisorientiertes Arbeiten prägen unsere Kultur. Bei uns kann jeder seine Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen. Und das in einem starken internationalen Umfeld.