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Under Armour und Nissan legen YouTube-Werbepause ein
Die Werbe-Spots bekannter Marken sind in zweifelhaften YouTube-Umfeldern gelandet. Die Videoplattform kontert mit neuen Zahlen zu Löschungen.

Foto: Nissan Disney
YouTube kämpft erneut mit verärgerten Werbekunden. Die Spots bekannter Marken seien jüngst in zweifelhaften Umfeldern gelandet, berichtet CNN. Der US-Sender spricht von über 300 betroffenen Unternehmen sowie Organisationen. Dazu gehören unter anderem Adidas, Amazon, Cisco, Disney, Facebook, Hilton, LinkedIn, Netflix, Nissan, Hershey und Under Armour. CNN hatte sich unter anderem die Kanäle von bekannten US-Rechtsextremisten und Antisemiten angeschaut.
Der Sportartikelhersteller Under Armour zieht daraus bereits Konsequenzen. Das Unternehmen will laut dem CNN-Bericht erst einmal eine YouTube-Pause einlegen und vorerst keine Werbung dort buchen. Für Under Armour spielen Online-Clips eine wichtige Rolle in der Werbestrategie, wie die aktuelle Kampagne "Will Finds a Way" zeigt.
Auf die YouTube-Bremse tritt auch die Automarke Nissan. Der Hersteller schaltete gemeinsam mit Disney auf YouTube eine Video-Reihe zu Diversität im Filmgeschäft - einer dieser Clips landete ausgerechnet auf einem Kanal des US-Neonazis David Duke. Nissan spricht jetzt von einem "einfrieren" der Maßnahmen.
Bereits seit Frühjahr 2017 diskutiert die Werbebranche über die Plattform YouTube und die unpassenden Umfelder, auf die Marken dort treffen können. Die Werbungtreibenden fürchten sich vor Kanälen von Terroristen, Hasspredigern, Weltverschwörer, Pädophilen oder Antisemiten. Die Video-Plattform reagierte unter anderem mit einer Maßnahme: Das Unternehmen legte für Channelbetreiber die Hürde höher, um überhaupt an Werbegelder zu kommen.
YouTube verspricht außerdem, eine Lösch-Statistik regelmäßig zu veröffentlichen - jetzt hat der US-Konzern erstmals den Bericht über die Durchsetzung der Community-Richtlinien (YouTube Community Guidelines Enforcement Report) vorgelegt. Darüber hinaus führt das Unternehmen ein Meldeverlaufs-Dashboard ein, auf das jeder YouTube-Nutzer individuell zugreifen kann, um den Status der Videos zu sehen, die der User gemeldet hatte.
Software spielt bei YouTube inzwischen die Hauptrolle beim entfernen von Videos von der Plattform. Von den 8,3 Millionen Clips, die im Schlussquartal 2017 gelöscht wurden, entdeckten Maschinen gut 80 Prozent. Rund drei Viertel dieser 6,7 Millionen Videos seien entfernt worden, bevor sie auch nur einmal von Menschen angesehen wurden, schreibt YouTube in einem Blogeintrag.
Den Fortschritt dabei illustrierte YouTube mit Videos mit extremistischen Inhalten, die weniger als zehn Mal angesehen wurden, bevor es gelang, sie zu löschen: Anfang 2017 lag der Anteil bei acht Prozent, nun ist es mehr als die Hälfte.
Die YouTube-Software greift dabei zum einen auf eine Datenbank mit bereits bekannten Videos zurück, die bei Versuchen, sie erneut hochzuladen, gestoppt werden. Zugleich analysiert sie auch zunehmend selbst Videoinhalte, um problematische Clips ausfindig zu machen und zur Prüfung zu markieren. Die endgültige Entscheidung wird dabei aber größtenteils von Menschen getroffen. Bis Ende 2018 will das Unternehmen die Gesamtzahl dieser Mitarbeiter, die sich bei Google mit regelwidrigen Inhalten befassen, auf 10.000 erhöhen.
Bei den gemeldeten Videos ging es in dem Quartal in 30 Prozent der Fälle um sexuell freizügige Inhalte und 27 Prozent der Meldungen verwiesen auf Clips mit Spam oder falschen Angaben. Terror-Propaganda war der Grund für 491.000 Meldungen - zwei Prozent der menschlichen Hinweise. Deutschland ist auf Platz fünf der Länder mit den meisten Meldungen von Nutzern nach Indien, den USA, Brasilien und Russland.