Uhrenmarkt: "Die Stärke des Aufschwungs hat alle überrascht."
Der deutsche Uhrenmarkt hat sich nach der Krise wieder erholt. Vor allem dank kauffreudiger Konsumenten in China und weil viele Kunden Uhren aus dem Top-Segment als gute Wertanlage betrachten. Über die Entwicklungen in der Branche berichtet Thomas Wanka, Chefredakteur des "Uhren-Magazin", in einem Gastbeitrag für W&V Online.
Der deutsche Uhrenmarkt hat sich nach der Krise wieder erholt. Vor allem dank kauffreudiger Konsumenten in China und weil viele Kunden Uhren aus dem Top-Segment als gute Wertanlage betrachten. Über die Entwicklungen in der Branche berichtet Thomas Wanka, Chefredakteur des "Uhren-Magazin", in einem Gastbeitrag für W&V Online.
Die Krise hinterließ auch im Uhrenmarkt schwere Spuren. Hatten sich die Anbieter von Luxusgütern zuvor noch selbst als krisensicher gerühmt, sah im Jaunar 2009 die Situation plötzlich ganz anders aus: Richemont, Anbieter von Luxusuhren wie Cartier, Jaeger-LeCoultre, A. Lange & Söhne, IWC, Panerai und Vacheron Constantin, ließ im Januar, noch während der laufenden Genfer Uhrenmesse verlauten, dass man sich mit den härtesten Marktbedingungen seit der Gründung von 20 Jahren konfrontiert sähe. Entlassungen und Kurzarbeit waren die unmittelbare Folge für eine geschockte Branche. Schon im November zeichnete sich jedoch ab, dass die Folgen nicht ganz so gravierend ausfallen würden, wie befürchtet.
Die Stärke des Aufschwungs hat dann alle Beteiligten überrascht. Der fernöstliche und insbesondere der chinesische Mark erwies sich als geradezu süchtig, was den Bedarf an prestigeträchtigen Luxusgütern anbetrifft und mittlerweile hat der Exportanteil an Schweizer Uhren die 50 Prozent-Marke erreicht. Dieser Boom schwappt auch auf die europäischen Märkte über, wo sich chinesische Touristen als dankbare und wenig rabattorientierte Abnehmer großer Beliebtheit erfreuen. Ein Trend, der auch im deutschen Markt spürbar ist. Allerdings konnte man hier schon zuvor fast von einer Sonderkonjunktur sprechen, da gerade Juweliere im hochpreisigen Segment nicht spürbar von der Finanzkrise betroffen waren – im Gegenteil sahen viele Kunden nach einem Blick auf ihre Depotauszüge Uhren im Top-Segment als krisensichere Anlagealternative an.
Eine Überzeugung, die von den rasant steigenden Preisen in diesem Bereich noch untermauert wird. Die Einschnitte in der Produktion erweisen sich in der Zeit des Aufschwungs als zu tief angesetzt und viele Zulieferer nehmen heute keine Bestellungen mehr für das laufende Geschäftsjahr an. Das verschärft die traditionellen Lieferengpässe noch zusätzlich. Weitere Preistreiber sind die Kurse für Gold, soweit das Uhrengehäuse daraus besteht und des Schweizer Frankens, welcher gegenüber Euro und Dollar eine starke Aufwertung erfahren hat. Im Inneren der Uhren sorgen mechanische Werke mit immer höherem Wertschöpfungsanteil aus der firmeneigenen Produktion - sogenannte Manufakturwerke - für einen ordentlichen Preisaufschlag.
Kundige Käufer legen Wert auf die Kompetenz des Anbieters in dieser Hinsicht. Sie wissen, dass es uhrmacherisch anspruchsvolle Uhren sind, welche in der Vergangenheit enorme Preissteigerungen erfahren haben und eine dauerhafte Wertbeständigkeit versprechen. Bei Produkten, welche sich durch hohe Marketingetats und Prominenteneinsatz von der Konkurrenz anzuheben versuchen, ist kein entsprechender Effekt zu erwarten. Eine Tendenz, welche sich noch verstärken wird. Nach Jahren größer werdender Uhrendurchmesser geht der Trend zu flachen Uhren mit nützlichen Funktionen. Besonders auffällig in diesem Jahr der Trend zur Anzeige einer zweiten Zeitzone für vielreisende Geschäftsleute. Flache Werke sind seltener und die Uhren entsprechend konstruktiv aufwändiger herzustellen als kleine Werke in große Gehäuse zu bauen.
Die deutschen Uhrenzeitschriften konnten von der deutschen Sonderkonjunktur nicht profitieren. Die Marketingetats der Konzerne wurden aus weltweiter Sicht pauschal gekürzt, umgekehrt kommt der Aufschwung jetzt zwar in den Etats zum Tragen, allerdings ist das Niveau vor der Krise noch nicht erreicht. Schwerpunkt der Marketinganstrengungen bleibt dank der dortigen hohen Zuwachsraten China.
Mehr zum Thema "Faszination Technik" lesen Sie in der aktuellen Werben & Verkaufen (Ausgabe 16/2011).