LfM interviewt @weltkompakt:
Twitter zwingt Redaktionen zu besserer Arbeit
Das Social Web als Gatekeeper? In der neuen Ausgabe von Digitalkompakt LfM spricht Frank Schmiechen aka @weltkompakt über die Bedeutung von Twitter oder Facebook für die Arbeit von Redakteuren.
Wie entsteht die öffentliche Meinung im Jahre 2014? Welche Rolle spielen die etablierten Meinungsmacher noch? Sind soziale Medien mehr als nur Beiwerk der klassischen Medien? Die NRW-Medienanstalt LfM geht mit der neuen Ausgabe ihrer Reihe "Digitalkompakt LfM: Die vernetzte Öffentlichkeit. Meinungsbildung durch Facebook, Twitter und Co." diesen und weiteren Fragen nach. Das Heft behandelt das Thema anhand der zentralen Ergebnisse einer Forschungsexpertise, die Marcel Machill, Markus Beiler und Uwe Krüger von der Universität Leipzig im Auftrag der LfM durchgeführt haben. Außerdem sprechen "Wirtschaftswoche"-Chefredakteur Roland Tichy oder Axel Maireder von der Uni Wien exklusiv über Twitter zwischen "Punkrock", "#aufschrei" und "Sektencharakter".
Interessant: ein Interview mit Frank Schmiechen, dem stellvertretenden Chefredakteur der Welt-Gruppe und laut Broschüre der "erfolgreichste deutsche Journalist auf Twitter" mit den meisten Followern. Seit 2008 zwitschert Schmiechen zu aktuellen Themen, Redaktionsinterna und privaten Interessen auf dem Account @weltkompakt - also seit den Anfängen, als Twitter noch "Punkrock" war. Heute hat das soziale Netzwerk aus seiner Sicht ein große Bedeutung bei der Nachrichtenauswahl: "Ich habe mein Ohr auf der Straße, wenn ich mir Twitter anschaue. Worüber reden die Leute da draußen, was sind die Trend-Themen? Bevor irgendetwas passiert, bildet sich das schon auf Twitter ab. Das kann keine Nachrichtenagentur leisten", so Schmiechen in der LfM-Publikation. Twitter wirke sich mittlerweile direkt auf die Arbeit aus; Fehler würden "umgehend aufgedeckt und korrigiert". Der "Welt"-Journalist betont: "Soziale Netzwerke zwingen uns also, unsere Arbeit noch besser zu machen und noch transparenter, authentischer, ehrlicher und genauer zu sein."
Die Kehrseiten der steten Beobachtung durch mittlerweile mehr als 40.000 Follower nennt Frank Schmiechen auch: "Heutzutage kann ein Fehler in sozialen Netzwerken unangenehme wirtschaftliche Folgen haben. Wenn ich eine tolle Schlagzeile am Wickel habe und ich twittere die einfach so raus, bekommen das andere Journalisten mit, recherchieren selber und sind vielleicht noch schneller als ich mit der Geschichte. Oder ich streite mich mit Leuten, die ich gar nicht kenne – und die arbeiten dann zufällig in Media-Agenturen, die über Anzeigenschaltungen entscheiden, und treffen Entscheidungen, die meiner Firma schaden. Es kann sehr viel passieren", resümiert Frank Schmiechen im Gespräch mit "Digitalkompakt LfM".
LfM-Direktor Jürgen Brautmeier kommentiert die Veränderungen so: "Man sollte auch diese neuen Plattformen als Gatekeeper mit eigenen Geschäftsinteressen kritisch im Auge behalten. Sie haben bei vielen Ereignissen eine oft größere Bedeutung für die Meinungsbildung der Menschen als man denkt – und stehen zum Beispiel mit dem Fernsehen im Wettbewerb." Die Broschüre "Digitalkompakt LfM #8: Die vernetzte Öffentlichkeit" kann hier kostenlos heruntergeladen werden.