
Trauer um Reinhard Siemes
Texterlegende: Der bekannte Werbetexter und frühere ADC-Präsident Reinhard Siemes ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Erst im vergangenen Dezember war er vom ADC für sein Lebenswerk geehrt worden. Siemes war auch langjähriger W&V-Autor.
Der bekannte Werbetexter und frühere ADC-Präsident Reinhard Siemes ist am Wochenende im Alter von 70 Jahren gestorben. Siemes, der in München das Büro für Werbung leitete, gehörte jahrelang dem ADC-Vorstand an und war erst im vergangenen Dezember vom ADC für sein Lebenswerk geehrt worden. Zuletzt leitete er in Berlin das "Büro für Angelegenheiten", mitten im Bezirk Prenzlauer Berg. Daneben war der slowenische Kurort Rogaska Slatina seine Wahlheimat.
Siemes, ein begnadeter Texter, polarisierte gern. Mit dem Publizisten Hanjo Seißler lieferte er sich einen regelmäßigen Diskurs über Werbung in der W&V-Rubrik "Siemes & Seißler". Jahrelang schrieb Siemes für W&V legendäre Kolumnen, in denen er sich Kampagnen vorknöpfte und trefffend wie kaum ein anderer den Weg zu kreativen Lösungen und Ideen beschrieb.
2003 erklärte Siemes seinen Austritt aus dem ADC, unter anderem mit der Begründung, dass die Kreativen-Vereinigung zu politisch agiere. Im vergangenen Dezember kam es dann zur Versöhnung, als Siemes im Rahmen der "ADC Night of Honour" die Ehrung für sein Lebenswerk entgegennahm. Siemes soll sich sehr über diese Ehrung gefreut haben.
"Er hat gern gestritten. Nicht gezankt! Denn er kannte den Unterschied zwischen Streiten und Zanken. Er wusste: Streiten geht zur Sache, zanken an die Nieren", sagt Hanjo Seißler über seinen langjährigen Sparringspartner bei "Siemes & Seißler".
Der streitbare Werber erwarb sich große Verdienste auch durch sein außerordentliches Engagement für die Nachwuchsausbildung: Er hielt zahllose Werbe- und Texterseminare sowohl an Hochschulen als auch für Verbände wie den VDZ und im Rahmen der ADC-Nachwuchsseminare. Eines der beliebtesten Zitate von Reinhard Siemes war: "Normalität ist die Mitte vom Nichts." Siemes lehrte den anderen Weg.