
Regionalmarketing:
Touristik-Video aus Niedersachsen amüsiert das Netz
Nordischer Marketing-Flop: Anders, als man denkt, wirbt die TourismusMarketing Niedersachsen in einem Online-Clip für das Bundesland. Das dreiminütige Musikvideo kriegt die Ironie-Kurve jedoch nicht wirklich - und kassiert dafür die Quittung im Netz.
Ein Musikvideo, das Niedersachsen als Urlaubsland bewirbt, löst im Netz kontroverse Reaktionen aus. Der dreiminütige Clip "Urlaub in Niedersachsen. Anders als du denkst", der von der TourismusMarketing Niedersachsen in Auftrag gegeben wurde, greift Klischees über das Bundesland selbstironisch auf. "Dieser Film sollte Niedersachsen anders darstellen. Ziel war es, Küste, Städte, Harz und Heide auf eine originelle Weise zu präsentieren", sagte am Sonntag der Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Stefan Wittke.
Die Ironie kommt jedoch offensichtlich nicht an. Stattdessen wird der Reklame-Spot im Web als schiefgelaufene Marketing-Idee kritisiert. "So peinlich wirbt Niedersachsen für sich" überschrieb der niederländische Anbieter Zoomin den Clip, der eigentlich schon seit Anfang März online ist. Viele Medien-Webseiten haben diese Zoomin-Kommentierung seit ein paar Tagen online. Auch Spiegel Online thematisiert das "peinliche Musikvideo".
Der Film zeigt eine Großstadt-Familie mit computerspielendem Sohn und nörgelnder Teenager-Tochter, die es im Urlaub in die niedersächsische Provinz verschlägt. "Also echt jetzt, Urlaub hier?", mault die Tochter bei der Ankunft. Die Familie trifft dann auf wortkarge, aber herzliche Küstenbewohner, mampfende Heide-Schafe und tanzende Brocken-Hexen. Das Befremden wandelt sich langsam zu Begeisterung.
Zumindest im Film. Im Netz wird dagegen gewitzelt. So schreibt ein Kommentator unter dem Youtube-Video: "In Niedersachsen wächst das beste Weed. Weil nur das wäre eine Erklärung für dieses Werbevideo...". Ein anderer schreibt: "Ist das Satire? Das muss Satire sein..." Unter #meinniedersachsen geht es auf Twitter rund:
Wir können zwar hochdeutsch, aber keine Werbefilme. Und Fußball auch nicht so richtig. #meinniedersachsen http://t.co/EVpoNYJaq3
— Thomas Holzapfel (@theho) 13. April 2015
Diese ulkige Parodie trifft den Geschmack der Generation 70+ vermutlich zielgenau. #meinniedersachsen https://t.co/5y5obTORV9
— Markus Hansen (@kuchiwaza) 13. April 2015
@Doblerin ich hab eher Angst vor Niedersachsen bekommen durch den Spot #meinniedersachsen
— Ulrich Gelsen (@gelsen) 11. April 2015
#meinniedersachsen Also LSD war schon ein Thema beim Brainstorming, oder? http://t.co/RmuhyDWuBo
— Jonny S (@jonnyinnacity) 13. April 2015
Aber es gibt durchaus auch Lob für den etwas anderen Ansatz:
Ganz ehrlich: Lieber peinlich und abstrakt, als langweilig wie der andere Regionalmarketing-Kram. http://t.co/XKLYQFtoKg #meinniedersachsen
— Christoph Bauer (@ChristophBauer) 13. April 2015
"Nicht alles gefällt allen", kommentierte Ministeriumssprecher Wittke die Kritik im Internet. Der von der Filmagentur Day for Night gedrehte Film war zuvor von der Jury des Filmpreises "Das goldene Stadttor" in der Kategorie "Film - National" mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden, wie die TourismusMarketing mitteilte.
Einen Gegenvorschlag gibt es auf Youtube auch schon, das Musikvideo, neu geschnitten, im "Epic Remix" (JH Video Productions):
(dpa/fs)