Welche Kanäle helfen Ihnen für welche Anliegen am besten?

Strerath: Twitter und Youtube nutze ich nur passiv, also eher zur Inspiration oder Information. Xing probiere ich immer wieder, macht aber kein Sinn für mich. Ebenso Insta, da ist meine Aufmerksamkeitsspanne zu lang. Facebook verliert rapide an Bedeutung, die immer gleichen Leute kreisen immer wieder um sich und ihre immer gleichen Statements, einer Mischung aus Empörung über Trump, Selbstfindung und pseudo-privater Darstellung von Business-Tripps. Linkedin hat aktuell die größte Kraft, Themen und Menschen zu entdecken, aber auch abseits der Kommentarspalten in den Diskurs zu kommen.

Wie reagiert Ihr Umfeld? Also was sagen zum Beispiel Kollegen, Kunden und Ihr privates Umfeld dazu?

Strerath: Mein privates Umfeld hat keinerlei Bezug zu meinem Job und ich habe Social Media immer als Teil meines Berufes gesehen. Es gibt ja ausser vielleicht der WM 2014 kaum private Post von mir. Bei Kollegen und Kunden ist es wie mit Konsumenten und Werbung; alle halten sich selbst für zu schlau, um eine Wirkung bei sich erkennen zu können. Ich würde es nicht machen, wenn ich dem zustimmen würde.

Eignet sich Social Media für eine Führungskraft gut zur Eigen-PR? Beziehungsweise wie interpretieren Sie selber den Sinn und Nutzen davon?

Strerath: Der Begriff Press Relations sagt es ja, man braucht oder brauchte eine Beziehung zu den Medien, zu den Journalisten. Damit konnte man nicht nur sich selbst pushen, sondern sogar den Wettbewerb behindern, alles nicht öffentlich nachvollziehbar. Social Media bringt hier eine andere Transparenz, denken Sie an die Deichmann-Geschichte, über die W&V hätte das damals nicht funktioniert. Das Phänomen Trump ist ohne Social Media kaum vorstellbar. Man muss es nicht mögen, aber eine Strategie für die eigene Präsenz ist für Personen, die andere anführen möchten, vielleicht nicht der wichtigste, aber ein unabdingbarer Teil. Deshalb fand ich es sehr schön und so konsequent, als Angela Merkel nach ihrem Abgang als CDU-Parteivorsitzende ihren Facebook-Account gelöscht hat.

Wie viel Zeit verbringen Sie täglich in den sozialen Medien, was posten Sie am liebsten und was würden Sie nie posten? 

Strerath: Das läuft bei mir nebenbei mit, wie bei anderen Radio. Am liebsten poste ich Aufsätze, die mich inspiriert haben, manchmal auch gern eigene, vor allem zur Diskussion. Über mein Privatleben diskutiere ich weniger gern, also poste ich davon nichts.

Welche anderen Auftritte sehen Sie sich gerne an?

Am liebsten von Leuten, die ich nicht kenne, von Dingen, die ich nicht kenne. Ich bin schnell gelangweilt, daher hasse ich Wiederholungen, die ewig gleichen Posts von Awardshows, vom Strand in Cannes, vom Mitarbeiterjubiläum, aus dem Flieger, dem Zug. Rituale sind intern wichtig, man entwertet sie aber, wenn der Eindruck entsteht, das Foto für Facebook war dem Chef aber wichtiger.

Warum glauben Sie zeigen sich andere Führungskräfte nicht offen in den sozialen Medien?

Strerath: Es gibt auch Führungskräfte, die ungern vor allen ihren Mitarbeitern sprechen oder eine Laudatio auf einen Kollegen halten, die vor einer Kamera versagen oder auch nicht gut einen Aufsatz zur Branchendiskussion beitragen können. Es gibt eben kommunikative und weniger kommunikative Führungskräfte.

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Autor: Daniela Strasser

Redakteurin bei W&V. Interessiert sich für alles, was mit Marken, Agenturen, Kreation und deren Entwicklung zu tun hat. Außerdem schreibt sie für die Süddeutsche Zeitung. Neuerdings sorgt sie auch für Audioformate: In ihrem W&V-Podcast "Markenmenschen" spricht sie mit Marketingchefs und Media-Verantwortlichen über deren Karrieren.