Snask:
Thinking on Design: Verbotenes Logo, verbotenes Land.
Logos in Herzform gehören eigentlich verboten, findet W&V-Designkolumnist Norbert Möller. Aber es gibt Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn es um eine Kampagne für Nordkorea geht.
Was aus meiner Sicht bei Logoentwicklungen gar nicht mehr geht, sind Bildzeichen aus oder in Herzformen. Ich weiß nicht genau, wann deren Verwendung angefangen hat. Vielleicht wurden sie als Kompensation der emotionalen Kälte in der Welt gebraucht. Das neue Logo von Parship macht in der Hinsicht noch unmittelbar Sinn, denn es geht hier um Liebe, oder etwa nicht? Wobei, wenn man laut Wikipedia 2010 mit 155 Mitarbeitern 55 Millionen Euro Umsatz macht, könnte man genauso gut ein Euro-Zeichen als Bildmarke nehmen.
Das Herz hat sich in unserer Kommunikation als Zeichen etabliert, es ist ein Standard geworden, fast wie ein Quadrat, Kreis oder die Raute. Wobei die Reduktion auf die Form das eine ist, das andere ist natürlich, das wir die Liebe klischeemäßig mit einem Herz verbinden. Und das lässt sich auch nicht umdeuten. Mittlerweile verbiete ich es daher den Kollegen, mit dem Herz als Symbol zu arbeiten. Früher gab es den Spruch: Wenn der Grafiker nicht weiter weiß, setzt er das Logo in den Kreis. Heute ersetzt die Herzform den Kreis.
Aber dank der vielfältigen Talente auf der Welt gibt es immer Momente der Überraschung. Etwas, an das man einfach noch nicht gedacht hat. Jüngstes Beispiel: eine Liebeserklärung an Nordkorea. Und der Mittelpunkt dieser Kampagne ist ein ... Herzsymbol! Aber wie grafisch intelligent wurde das gelöst! Es ist Teil der Wortmarke "Love Korea" und kann ebenfalls als Bildzeichen genutzt werden. Die Wortmarke selbst sieht für westliche Augen trotz lateinischer Buchstaben fast schon wie ein koreanisches Schriftbild aus. Ein Teil aus dieser Wortmarke ist dann die Basis für das Herzsymbol.
Das Herz hat natürlich in diesem Fall eine andere Bedeutung. Es ist keine Tourismuskampagne, sondern eine sehr gut gemachte Irritation. Es ist ein Projekt der schwedischen Agentur Snask für das Magazin Icon unter der Rubrik "Rethink". Nordkorea ist ein geschundenes Land und diese Aktion ist provozierend und politisch gemeint. Snask bietet die Nutzung ihres imaginären Erscheinungsbildes Nordkorea umsonst an, wenn es tatsächlich demokratisch werden sollte. Was im Moment eher unwahrscheinlich ist.
Auch wenn man der Agentur unterstellt, dass es vielleicht eine PR- oder Awardidee ist – sie ist dennoch auch ein politisches Statement. Sie zeigt das Potenzial unserer freien westlichen Welt, in der jeder seine Meinung äußern kann und auch sollte. Im Rahmen unserer Möglichkeiten sollten wir uns als Gestalter positionieren. Und nur noch in diesem Fall ist auch ein Bildzeichen in Herzform zulässig.
Der Autor: Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Zu den von ihm betreuten Marken und Unternehmen zählen unter anderem Linde, Henkel, Kühne+Nagel, die Postbank, REWE, die Stadt Hamburg und das Goethe Institut. Möller studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.