Und in Memphis steckt auch Musik: Der Name gründete auf einem Bob-Dylan-Song, "Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again". Angeblich soll bei der Gründungssitzung bei Ettore Sottsass zu Hause die Plattennadel beim Wort Memphis versprungen sein. Und letztendlich steht Memphis für Rock’n’Roll, wegen der Verbindung der Stadt in Tennessee zu Elvis Presley. Was ich mir wahrlich nicht vorstellen konnte, im Zuge des Revivals jedoch gelernt habe, ist, dass David Bowie eine der größten Memphis-Sammlungen besaß. Ich finde ja: Man muss echt Mut haben, um mit den Möbeln leben zu wollen – aber Bowie wollte eben ein Rebell sein und die Memphis-Bewegung auch. Das passt dann doch irgendwie.

Aber: Was macht den neuen und alten Trend im Moment aus? In den 80ern wurden ein paar andersartige Ikonen geschaffen, die auf den Möbelmessen für Furore sorgten. Heute werden eher Elemente davon zitiert. Farben, Formen, Oberflächen und Muster werden dekorativ eingesetzt. Skandinavisches Möbeldesign wird mit Dazzle-Mustern ergänzt oder Ornamente tauchen in der Mode auf. Es ist damit kein kompromissloser Kitsch mehr, aber immer noch ein Zeichen für die Freude am nicht-funktionalem Design.

Warum der Trend gerade jetzt wieder Fahrt aufnimmt: Mein Eindruck ist, dass wir in einer sehr funktionalen Welt leben und der Spaß gerade abnimmt. Vielleicht brauchen wir daher genau jetzt wieder Memphis als Gegengewicht. Wir sollten mal darüber nachdenken.

Der Autor: Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Zu den von ihm betreuten Marken und Unternehmen zählen unter anderem Linde, Henkel, Kühne+Nagel, die Postbank, REWE, die Stadt Hamburg und das Goethe Institut. Möller studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.


Autor: Norbert Möller

Unser Design-Kolumnist Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Er studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.