
Handelsblatt:
Tengelmann gibt Wahlempfehlung für Merkel ab
Der Handelskonzern Tengelmann mischt sich mit einer Anzeige im "Handelsblatt" in den Wahlkampf ein - und legt den Leser nahe, für Kanzlerin Angela Merkel und ihre CDU zu stimmen.
Raute statt Stinkefinger - mit dieser Aussage mischt sich die Tengelmann-Gruppe kurz vor dem Urnengang am 22. September in den Wahlkampf ein. In der am Freitag erscheinenden Wochenendausgabe des "Handelsblatts" schaltete das Unternehmen eine Anzeige mit einer klaren Wahlempfehlung für die amtierende Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Auf dem Motiv ist ein Stimmzettel zu sehen. Auf der linken Seite prangt ein Stinkefinger, auf der rechten eine Geste für die Merkel berühmt ist, eine Raute. Die Handelsgruppe textet dazu: "Im Zweifel für die Raute. Treffen Sie Ihre Wahl!" Laut den offiziellen Media-Daten des Wirtschaftsblattes muss ein Kunde für so eine Platzierung etwa 61.900 Euro bezahlen - Tengelmann wurde aber bestimmt ein Rabatt eingeräumt.
Zu dem Unternehmen gehören Marken wie Obi, Kaiser's und Kik. Die Mülheimer Eigentümerfamilie des Händlers Haub gilt als CDU-nah. "Spiegel Online" zitiert eine Sprecherin des Konzerns: Der Tengelmann-Eigentümer habe "keine Sorgen, dass Kunden pikiert sein könnten. Und weiter: "Negative Reaktionen nimmt er einfach in Kauf." Diese bleiben nicht aus: Auf den verschiedenen Facebook-Seiten der Konzern-Marken äußern User deutliche Kritik, vereinzelt gibt es Boykott-Aufrufe.
Nicht nur die Politiker kämpfen also bis zur letzten Minute um jede Stimme. Sondern auch Firmen und Interessensvertretungen lassen zumindest teilweise durchblicken, welche Regierung sie präferieren. So haben die mehr oder weniger direkten Wahlempfehlungen per Brief einiger Krankenkassen zuletzt für Unmut gesorgt. Biggi Bender, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Grünen, erklärte zu diesem Fall: "Das Ausmaß, in dem einzelne Wirtschaftsunternehmen und auch ganze Wirtschaftsverbände in den Bundestagswahlkampf eingreifen, hat eine neue Dimension erreicht."