
Telekom: Gericht untersagt umstrittenes Mailing
Misstöne im Festnetz: Ein umstrittenes Mailing der Telekom sorgt in der Branche für Ärger. Der Düsseldorfer Konkurrent Tele 2 erwirkte vor dem Landgericht Münster eine einstweilige Verfügung gegen die Marketingaktion.
Misstöne im Festnetz: Ein umstrittenes Mailing der Telekom sorgt in der Branche für Ärger. Der Düsseldorfer Konkurrent Tele 2 erwirkte vergangene Woche vor dem Landgericht Münster eine einstweilige Verfügung gegen die Marketingaktion.
Ausgelöst hat den Zwist ein Schreiben der Telekom, das seit April kursiert. Unter der Überschrift "Wichtige Vertragsinformation" teilt der Konzern ISDN-Altkunden mit, "dass wir Ihren Vertrag über den Telefondienst T-ISDN mit dem überlassenen Anschluss im Spätsommer dieses Jahres leider beenden müssen". Das geht Tele 2 zu weit: Die Düsseldorfer haben eine einstweilige Verfügung gegen die Marketingaktion erwirkt.
Unerwähnt lässt der Brief nämlich: Beim Wechsel in den Tarif "Call Plus Universal" bliebe (für monatlich elf Cent mehr) alles beim Alten. Stattdessen empfiehlt die Telekom, "schon jetzt auf eine moderne Alternative umzusteigen, zum Beispiel auf die Festnetz-Flatrate Call Comfort". Die kostet drei Euro mehr (plus knapp 60 Euro Einrichtungsgebühr). Preselection-Einstellungen jedoch gingen ebenso verloren wie die Möglichkeit, Gespräche Call by Call zu wählen – Vorteile, die Flatrate-Verweigerer bisher genießen.
Die zahlen zwar Grundgebühren an die Telekom, führen ihre Gespräche aber vielfach über einen der 30 voreingestellten Konkurrenten oder von Telefonat zu Telefonat über diverse Unternehmen, je nachdem, wer zu welcher Tageszeit den günstigsten Verbindungspreis bietet. Geld, das dem Telefonriesen durch die Lappen geht.
Die Branche hegt den Verdacht, die Telekom verfolge mit den Zwangskündigungen das Ziel, den Call-by-Call- und Preselection-Wettbewerb auszutrocknen. "Ein exzellenter Marketing-Trick", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer im Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, Köln. Von "Irreführung" spricht Tele-2-Chef Oliver Rockstein: "Den Kunden wurde vorgegaukelt, sie müssten auf ein Bündelprodukt der Deutschen Telekom umsteigen, sonst ständen sie ab Herbst ganz ohne Telefonanschluss da." Er findet das "ungeheuerlich".
Die Telekom rechtfertigt das Ganze als "Portfolio-Bereinigung". Immerhin aber habe man der Marketingabteilung vorgeschlagen, im nächsten Mailing einen Hinweis auf das Produkt „Call Plus Universal“ unterzubringen, dass für die Kunden alles beim Alten bleibt. Die Möglichkeit besteht: Denn obwohl es nur um wenige Tausend Kunden geht, die noch Anschlüsse der ISDN-Auslaufmodelle besitzen, hat der Konzern noch nicht alle Betroffenen unterrichtet.