Technik-Kolumne:
TechTäglich: Netflix - Schluss mit dem Gratis-Monat
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit dem Kandidaten für das Spiel des Jahres und mit dem Ende des Gratis-Monats von Netflix.
Netflix: Schluss mit dem Gratis-Monat
Die ersten 30 Tage zum Ausprobieren sind kostenlos. Seit Netflix im September 2014 in Deutschland gestartet ist, war der Gratis-Monat ein bewährtes Mittel, um neue Abonnenten anzulocken. Damit ist es nun nach sechs Jahren vorbei. Netflix streicht ab sofort das Schnupper-Abo und wird vom ersten Tag an kostenpflichtig. Das berichtet iTopnews. Interessenten (die keinen Freund oder Kollegen mit Netflix-Passwort haben) müssen damit zumindest 7,99 Euro für das Ein-Geräte-Abo ohne HD anlegen, um die Serien und Filme kennenzulernen. Damit bleiben die Preise bei Netflix in Bewegung. Letzte Woche hatte der US-Streamingdienst seine Monatsabos in Österreich um ein bis zwei Euro verteuert, Deutschland könnte folgen. Was unverändert bleibt, ist die kundenfreundliche monatliche Möglichkeit, zu kündigen.
Chip spekuliert darüber, dass der Missbrauch des Gratis-Monats nun möglicherweise zu seiner Abschaffung geführt hat. Denn genau überprüfen, wer sich hier einen kostenlosen 30-Tage-Zugang verschafft, konnte Netflix naturgemäß nicht. Schnäppchen-Spezialisten mit zu viel Zeit und Geduld konnten prinzipiell so lange mit verschiedenen E-Mail-Adressen, Kontonummern und Zahlungsoptionen jonglieren, dass sie nie für Netflix zahlen mussten. Dieses Schlupfloch ist nun geschlossen – genau wie bei Disney+, das den Gratis-Monat schon kurz nach seinem Deutschland-Start im vergangenen Frühjahr abschaffte. Einen Monat für lau und zum Ausprobieren bietet von den großen Streamern damit nur noch Amazon Prime Video (69 Euro im Jahr oder 7,99 Euro im Monat).
Flugsimulator: Microsoft hebt ab
Die Entscheidung über das "Spiel des Jahres 2020" dürfte bereits im August gefallen sein. Wobei die Frage lautet: Ist es überhaupt ein "Spiel", das Microsoft heute veröffentlicht? Denn der neue Microsoft Flight Simulator ist eine unglaublich akkurate Simulation der Fliegerei vom kleinsten Segelflugzeug bis zum größten Airbus. In Vorab-Tests hagelt es 100-Prozent-Wertungen. So schreibt das Spielemagazin IGN: "Der Microsoft Flight Simulator ist die unglaublichste Erfahrung, die ich je auf einem Computer gemacht habe. Der Realismus, die Tiefe, die fast grenzenlose Lust, immer wieder von Neuem abzuheben – es ist wie nichts, was ich jemals zuvor gespielt habe." Das Spiel (wir bleiben dabei) erscheint heute für den PC. Eine Version für die Xbox One folgt noch dieses Jahr. Je nach Umfang von Flugzeugen und Flugplätzen kostet es zwischen 70 und 120 Euro. Im Abo Xbox Game Pass für 3,99 Euro im Monat ist zumindest die Basisversion des Flugsimulators vertreten.
Entwickler Asobo aus Bordeaux und sein Grazer Partner Blackshark haben sich nicht damit begnügt, 37.000 weltweite Flughäfen per künstlicher Intelligenz akkurat nachzubilden. Im Prinzip lässt sich die ganze Erde abklappern. Denn dank Daten von Microsofts Kartendienst Bing ist im Spiel der komplette Globus vertreten. Der neue Flight Simulator soll Hobby-Airbus-Piloten ebenso ansprechen wie absolute Laien, die in der Flugschule mit einer Cessna üben können. Das deutsche Magazin Gamestar beschreibt das so: "Eine der größten Stärken des Flight Simulator ist seine Zugänglichkeit und Anpassungsfähigkeit. Wer noch nie einen Flugsimulator angefasst hat, kommt hier genauso schnell zurecht wie Fortgeschrittene, die zwar schon ordentlich fliegen, aber zum Beispiel mit dem Navigieren auf Kriegsfuß stehen." Profis steuern ihre Flieger am besten mit dem offiziellen TCA Sidestick Airbus Edition (ab 75 Euro), der dem Steuerknüppel eines Airbus A 320 nachgebildet ist.
Apple bringt eigenes DSDS
Apple TV+ hat seit seiner Einführung im November 2019 einen soliden Start hingelegt. Aber trotz viel Lob für Serien wie "The Morning Show" oder "See" fehlen bisher die ganz großen Hits, die das 4,99-Euro-Abo zum Pflichtkauf machen. Das will Apple nun mit vielen neuen Formaten ändern, die in der Pipeline sind. Dazu gehört erstmals auch eine Musikshow. Mit „My Kind of Country“ ist eine Art amerikanisches „DSDS“ in Arbeit, in dem die Juroren der Welt einen neuen Country-Superstar bescheren wollen. Das gab Apple jetzt in einer Pressemitteilung bekannt.
Hinter dem Mix aus Castingshow und Dokumentation steht Hello Sunshine, die Produktionsfirma von Hollywood-Star Reese Witherspoon. Sie hat bereits zahlreiche Profis aus dem US-Musikgeschäft wie Jason Owen angeheuert, den Manager von Country-Größen wie Kacey Musgraves, Kelsea Ballerini, Little Big Town oder Faith Hill. Showrunner Izzie Pick Ibarra hat bereits „The Masked Singer“ und "Dancing With the Stars" zu Welterfolgen gemacht. Und Musical Director Adam Blackstone steckt hinter den Hits von Justin Timberlake, Alicia Keys oder Rihanna. Gesucht und gesungen wird weltweit. Bei diesem Aufwand dürfte Bohlens DSDS noch provinzieller wirken als bisher schon. Als Starttermin ist 2021 zu erwarten.
USA: Corona-Warn-Apps für 20 Bundesstaaten
17,1 Millionen Menschen haben sich in Deutschland in den ersten zwei Monaten die offizielle Corona-Warn-App aufs Smartphone geladen. Das ist die neueste Zahl des Robert-Koch-Instituts. Nach Kinderkrankheiten scheint die App mittlerweile zuverlässig zu funktionieren. Und mit dem neuerlichen Anstieg der Infektionszahlen dürfte das Programm in den nächsten Wochen und Monaten noch deutlich wichtiger werden als bisher. In den USA, deren Präsident die Gefahr durch Corona lange Zeit geleugnet hat, gibt es keine solche landesweite Lösung. Doch zumindest die Bundesstaaten folgen nun dem europäischen Vorbild. Wie die Washington Post berichtet, haben 20 Staaten, die knapp die Hälfte der US-Bevölkerung abdecken, bereits eine Corona-Warn-App veröffentlicht oder zumindest in Arbeit.
Die erste dieser Apps, die wie in Deutschland auf der Schnittstelle von Apple und Google basiert, hat Virginia unter dem Namen "Covidwise" in die App Stores für iOS und Android gebracht. Die WaPo hat sie eineinhalb Wochen getestet, und Autor Geoffrey A. Fowler schreibt: "Niemand war mehr überrascht als ich, dass diese Apps den Datenschutz tatsächlich ernst zu nehmen scheinen. Ich habe Covidwise unter die Lupe genommen, seinen Datenfluss verfolgt und seine Entwickler regelrecht gegrillt – und fand wenig Grund, die App wieder von meinem Smartphone zu entfernen." Er empfiehlt die Installation, schränkt aber ein: "Es ist auch möglich, dass Anwendungen wie Covidwise nicht sehr effektiv sind. In den ersten zehn Testtagen unseres Teams haben wir keinen einzigen Alarm erhalten." Ähnliche Apps sind mittlerweile auch für North Dakota (Care19 Alert), Wyoming (ebenfalls Care19 Alert) und Alabama (Guidesafe) erschienen.
Neu aus China: Das erste Smartphone mit unsichtbarer Frontkamera
Mehrere Smartphone-Hersteller wie Oppo oder Xiaomi arbeiten an Smartphones mit unsichtbarer Frontkamera – oder haben sogar schon Prototypen vorgestellt. Serienreif war bisher aber keines dieser Handys. Das ändert sich nun. ZTE, ebenfalls aus China, veröffentlicht am 1. September zunächst auf dem heimischen Markt das erste Smartphone mit der Tarn-Technik. Die 32-Megapixel-Frontkamera des ZTE Axon 20 5G sitzt unsichtbar unter dem Display – und ermöglicht damit erstmals einen komplett durchgängigen Bildschirm, den weder ein Notch à la Apple noch ein Kamera-Loch à la Samsung stören.
Als größtes Problem bei der Entwicklung solcher unsichtbaren Kameras hat sich bisher die Bildqualität der Fotos erwiesen, die vom darüber liegenden Display nicht beeinträchtigt werden darf. Das hat ZTE nun offenbar mit einem neuen Material für den Bildschirm erreicht, das erst transparent wird, wenn der Nutzer die Selfie-Cam aktiviert. ZTE spricht vom ersten "True Full Display Smartphone", vom ersten Handy mit einem echten "vollen Bildschirm". Preis oder Starttermin im Ausland haben die Chinesen noch nicht angekündigt. Die Tarn-Kamera dürfte aber einer der großen Smartphone-Trends der nächsten Jahre werden.