TV-Trend: Botox-Bashing
US-Produzenten wünschen sich Falten, Krähenfüße oder Mimik in Kino und TV zurück. So richtig angekommen ist die Anti-Botox-Welle in Deutschland dagegen noch nicht.
Gegen den Botox-Trend und unbewegte Minen der Mimen sprechen sich immer mehr US-Produzenten aus. Doch die Rückwärtsrolle, so die Frauenzeitschrift „Petra“ in ihrer aktuellen Ausgabe (EVT: 17.02.), sei hierzulande bei den Schauspielerinnen in Film und TV noch nicht angekommen. Jede hiesige Aktrice über 40 helfe ihrer Schönheit in irgendeiner Form künstlich nach, sagt Cornelia von Braun dem Blatt. Sie ist die Vorsitzende des deutschen Castingverbandes.
In den USA ist der Griff zum Nervengift Botox, das Gesichtsnerven am Faltenwurf hindert, seit jüngstem heftig umstritten. Ein Beleg für die aufkommende Anti-Botox-Bewegung in den USA sei die Rollenausschreibung zu "Fluch der Karibik 4", heißt es im „Petra“-Report. Dort ist gefordert: "Sprechen Sie nicht vor, wenn Sie Brustimplantate haben!" Auch die männlichen Kollegen müssen umdenken und sehen sich neuerdings dem "Botox Bashing" ausgesetzt. So nennt „Petra“ das Beispiel des US-Fernsehsender Fox. Er sucht immer öfter Schauspieler aus Australien oder England für TV-Serien, weil es so schwer geworden ist, natürlich aussehende Darsteller auf dem US-Markt zu finden. "Jeder sieht aus wie ein Stripper oder eine Drag Queen", spottet Marcia Shulman, Castingagentin bei Fox, im Blatt.
„Petra“ nennt Anti-Botox-Ikonen, darunter Julia Roberts oder die Französin Julie Delpy. Andere Aktricen wie Nicole Kidman oder Meg Ryan stehen dagegen wegen ihrer mittlerweile starren Gesichtszüge immer mehr im Mittelpunkt der Kritik der Anti-Botox-Bewegung. Gegenüber „Petra“ outet sich eine bekannte deutsche Schauspielerin, die Mitte 40 ist, aber wie Mitte 30 aussieht und nicht genannt werden will. Sie beschreibt den Spagat, der auf dem deutschen Markt von Schauspieler zu leisten ist: "In immer mehr Verträgen steht, dass wir Botox nicht benutzen dürfen. Es machen trotzdem viele. Die Regisseure wollen keine Schönheitseingriffe - aber viele Rollen für Frauen, die aussehen wie 50, gibt es auch nicht..."
Der Griff zur Giftspritze hat unter Schauspielern zuletzt massiv zugenommen. Als ein Grund – neben dem offensichtlichen Altern – wird auch das hoch auflösende Fernsehen HDTV angeführt. Da die höher aufgelösten Fernsehsignale nicht nur die Bildschärfe steigern, sondern auch feinere Schattierungen, Farben und räumliche Tiefe zeigen, leben die Stars nun in harten Zeiten. So hat das analoge Fernsehen beispielsweise Cameron Diaz‘ Pickel zuvor noch gnädig verwischt.