Sehen und gesehen werden

Die Reichweite des eigenen Accounts hat für sie eine große Bedeutung. Denn die Zahl der Follower zeigt, wie besonders man ist. Und das ist entscheidend für das eigene Selbstwertgefühl. Positive Kommentare, Herzchen und Bewertungen in Form von Superlativen sind daher nicht nur erwünscht, sondern werden in hoher Zahl geradezu erwartet.

Sie tragen entscheidend zur eigenen Selbstfindung bei, die in direkter Abhängigkeit zu der Perfektion der Posts und der Anzahl der Follower steht. 67 Prozent der Befragten geben an, dass sie mehr als 100 Follower haben, 36 Prozent sogar mehr als 200. Diese Zahlen müssen immer weiter gesteigert werden. „Sehen und gesehen werden“ heißt das Motto.

Keine Auseinandersetzung mit sich selbst

Damit die Fotos in die schöne Welt von Instagram hineinpassen, werden sie vor dem Posten optimiert. Man zeigt sich nur von seiner „Schokoladenseite“, vermeintlich hässliche Bilder werden gelöscht. Die Jugendlichen möchten nicht, dass andere sehen, dass sie in der Vergangenheit vielleicht einmal dick waren oder sich anders gestylt haben.

Emotionen und persönliche Geschichten werden genauso vermieden wie die Auseinandersetzung mit sich selbst. Mit standardisierten Posen, die allgemein akzeptiert sind, und einem perfekten Make-up oder Haarstyling zeigen sich die Jungen und Mädchen gerne. So gehen sie kein Risiko ein und machen sich unangreifbar. Mehr als 60 Prozent der Mädchen sagen, dass sie sich für Make-up oder Haarstyling auf Instagram interessieren. Für 40 Prozent der Jungen ist das Haar-Styling besonders wichtig.

Kontrolle statt Oberflächlichkeit

Mit Oberflächlichkeit der Jugend hat dies laut de Studie allerdings wenig zu tun. Den Jugendlichen ist vielmehr wichtig, die Kontrolle darüber zu behalten, wie sie selbst von anderen wahrgenommen werden.

Im Rahmen der qualitativen Befragung wurden Gruppeninterviews mit insgesamt 24 jungen Frauen und Männern im Alter von 16 bis 22 Jahren durchgeführt. Für die repräsentative quantitative Befragung wurden mehr als 1.000 junge Frauen und Männer im Alter von 14 bis 21 Jahren befragt.


Autor: Verena Gründel

Verena Gründel ist seit Anfang 2021 Chefredakteurin der W&V. Die studierte Biologin und gelernte Journalistin schrieb für mehrere Fachmagazine in der Kommunikationsbranche, bevor sie 2017 zur W&V wechselte. Sie begeistert sich für Marken- und Transformationsgeschichten, hat ein Faible für Social Media und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.