"Ankerinvestment" für E-Commerce:
Ströer kauft Statista
Ströer kauft weiter ein, sichert sich mit Statista das "Netflix der Statistik"“ und erwartet vom "Ankerinvestment" für E-Commerce ein "hoch zweistelliges Wachstum".
Kaum mehr eine Woche mehr ohne Ströer-Deal. Nach den Vermarkter- und -Big-Data-Zukäufen in diesem Jahr sichern sich die Kölner jetzt die 78,8-Prozent-Mehrheit an Statista und zahlen dafür rund 57 Millionen Euro. Verkauft haben ihre Anteile die Hauptgesellschafter Grazia Equity sowie der Mitgründer Matthias Protzmann. Die restlichen 21,2 Prozent am Hamburger Daten- und Business Intelligence-Portal verbleiben bei den Gründern.
Durch eine ebenfalls vereinbarte Kapitalerhöhung bei Statista in Höhe von 7,5 Millionen Euro erhöhe sich der Anteil von Ströer auf 81,3 Prozent nach Abschluss der gesamten Transaktion, heißt es am späten Freitagnachmittag. Die verbleibenden 18,7 Prozent sind unverändert im Besitz der Gründer, zu denen auch die Geschäftsführung mit Friedrich Schwandt und Tim Kröger gehören. Beide werden das Unternehmen auch in Zukunft führen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit in Hamburg, New York und London rund 200 Angestellte. Statista erreicht über seine Webseite Statista.com monatlich rund vier Millionen Nutzer. Im kommenden Jahr sind nach Unternehmensangaben unter anderem Markteintritte in Frankreich, Spanien, Italien und China geplant.
Ströer rechnet für 2016 beim Neuerwerb mit einem Umsatzbeitrag von rund 20 Millionen Euro. Das Unternehmen spricht von einem "Ankerinvestment" in der neuen Sparte E-Commerce & Subscription. Das Portal bietet einen umfangreichen Datenbestand, der nach Kundenbedürfnissen erhoben wird. Die Plattform erlaubt den Zugriff auf rund eine Million Statistiken aus mehr als 18.000 Quellen und bietet jeweils zu einem Drittel selbsterhobene Daten, Daten von Partnern und Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen an. Aus den erhobenen Zahlen entwickelt Statista Produkte wie nationale Rankings (u.a. „Bester Arbeitgeber“, „Beste Anwaltskanzlei“ etc.), die überwiegend mit Partnern vermarktet werden. Zu diesem Zweck ist das Unternehmen bereits mehrere Partnerschaften mit international führenden Medienhäusern eingegangen, darunter Hubert Burda Media in Deutschland und Forbes und Bloomberg in den USA.
Udo Müller, CEO der Ströer SE, verspricht sich viel von Statista, "einem der vielversprechendsten deutschen Start-Ups überhaupt". Statista sei ein klassischer "Hidden Champion", der sich als First Mover mit einem originären Geschäftsmodell sehr positiv entwickelt habe. Das Geschäftsmodell von Statista könne man in der Kurzform als "Netflix der Statistik" beschreiben. Zur Strategie heißt es:
"Während unser Schwerpunkt im deutschen Markt aktuell auf der Vernetzung der verschiedenen digitalen Plattformen liegt, suchen wir für den internationalen Bereich abgrenzbare Nischen mit skalierbaren Geschäftsmodellen, die ein nachhaltiges und profitables zweistelliges Wachstum erlauben. Statista ist in diesem Sinne ein echter Landmark Deal für uns, da Statista alle diese Voraussetzungen erfüllt und uns zum ersten Mal eine globale Plattform gibt."