
Bilanz nach einem Monat:
#StopHateForProfit: Facebook-Boykott geht weiter
Die Initiatoren des Facebook-Werbeboykotts #StopHateForProfit sehen ein erstes Etappenziel erreicht. Doch sie wollen weitermachen, bis Facebook substanzielle Verbesserungs-Maßnahmen ergreift.

Foto: Facebook
Über 1.100 Werbungtreibende boykottieren seit Juli Facebook und wollen so erreichen, dass das Unternehmen mehr gegen unangemessene Inhalte auf seiner Plattform tut. Facebook selbst merkt davon - zumindest finanziell - eher wenig. In den ersten drei Juli-Wochen lag das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr bei zehn Prozent. Das soll laut Mark Zuckerberg auch so bleiben. "Einige scheinen fälschlicherweise anzunehmen, dass unser Geschäft von einigen wenigen großen Werbungtreibenden abhängt", ließ der Facebook-Chef die Investoren wissen. "Doch der größte Teil unseres Geschäfts kommt von kleinen Unternehmen." Defacto werben inzwischen neun Millionen Kunden auf Facebook. Die 1.100, die ihre Budgets bislang eingefroren haben, sind nur ein winziger Minitropfen auf einem sehr heißen Stein.
The North Face kehrt zurück, Coca-Cola bleibt fern
Zumal einige von ihnen ihre Werbeaktivitäten auf Facebook auch wieder aufnehmen wollen. Zu ihnen zählt die Outdoor-Marke The North Face, der sich als einer der ersten namhaften Brands dem Boykott angeschlossen hatte. "Wir sind angesichts der ersten Fortschritte optimistisch und erkennen an, dass der Wandeln nicht über Nacht passieren kann", ließ der Hersteller das Marketing-Fachblatt Ad Age wissen. "Deshalb werden wir im Dialog mit Facebook bleiben und gehen davon aus, dass sie ihre Pläne auch umsetzen werden. Wir beabsichtigen, unsere Beziehungen zu Facebook und Instagram ab August wieder aufzunehmen."
Die Organisatoren von "Stop Hate for Profit" haben dagegen nichts einzuwenden. Es gebe zwar noch einiges zu tun, doch könnten Brands hoch erhobenen Hauptes ihre Kampagnen wieder starten, heißt es in einem Statement. Man habe das öffentliche Augenmerk auf die tiefen Schäden gelenkt, die Facebook in der Gesellschaft und für die Demokratie hinterlasse. Und man habe Facebook zu einer Reihe von Zugeständnissen gezwungen. Dazu zählten die Einnahme einer Führungsrolle zur Überwachung der Bürgerrechte, die Zusammenstellung eines Teams, welches durch Algorithmen verstärkte rassistische Vorurteile untersuchen soll und die Sperrung von Accounts hasserfüllter Organisationen wie Boogaloo.
Andere Marken halten den Boykott aufrecht. Zu ihnen zählt Chipotle. Coca-Cola, das in der Coronakrise alle Werbeaktivitäten in sozialen Medien weltweit stoppte, will im August zwar wieder bei Youtube und Linkedin Präsenz zeigen, Facebook, Instagram und Twitter aber weiter weltweit meiden. "Wir haben zwar Fortschritte gemacht, aber unsere Reise ist noch nicht zu Ende", so der Getränkehersteller in einem Statement. Der Neuanfang auf sozialen Medien solle schrittweise und nach einer genauen Überprüfung erfolgen.
In einem Statement schreiben die Initiatoren von StopHateForProfit, dass Zuckerberg wirkliche Verbesserungs-Maßnahmen nach wie vor schuldig bleibe. Man dürfe neue Dialogrunden nicht mit substanziellen Ergebnissen gleichsetzen. In den kommenden Wochen will StopHateForProfit seine Kampagne verstärkt nach Großbritannien und Europa bringen und dort Unternehmen dazu motivieren, nicht mehr auf Facebook zu werben, wenn die Plattform ihrem Versprechen, Hass und Desinformation zu unterbinden, nicht nachkomme.