
Design-Kritik:
Stimmen zu Douglas: "Calvin Klein meets Chanel-Wannabe"
W&V hat Designexperten gefragt, was sie vom neuen Douglas-Markenauftritt halten. Der Tenor: durchaus zeitgemäß, aber es fehlt der eigenständige Charakter.

Foto: Douglas
Marketingchefin Tina Müller hat Douglas eine Radikalkur verpasst. Das alte Logo ist weg, Fotograf Peter Lindbergh hat den neuen Auftritt der Marke in Schwarz-Weiß fotografiert. Für die neue Kampagne ist die Agentur Select World verantwortlich.
W&V hat Design- und Brandingexperten gefragt, was sie von dem neuen Douglas-Markenauftritt halten. Uli Gürtler, Kreativchef der Hamburger Agentur Gürtler Bachmann, findet ihn zwar mutig, aber gelungen: "Manchmal ist es besser, alte Zöpfe abzuschneiden, wenn sie nicht mehr passen, als sie immer wieder neu durchzukämmen."
Das sehen jedoch nicht alle so.
Lisa Krick, Executive Director Brand Innovation bei Meta Design
#ForwardBeauty mit backwards Designzitaten
Das neue Logo von Douglas wirkt wie eine Hommage an Chanel – damit wird es dem definierten Premiumanspruch voll gerecht und referenziert auf das selbstbewusste Frauenbild einer Coco Chanel, was auch dem neuen Douglas-Beautyverständnis voll Rechnung trägt. Design enstpricht Strategie. Also auf den ersten Blick erstmal alles richtig gemacht.
Leider setzt Douglas dabei aber eben voll auf "gelernte Muster", die zwar aktuellen Gesellschaftstrends - wie der #Metoo-Debatte oder einem von Dove geprägten "jeder ist schön" entsprechen - aber dem Ganzen eben keinen Douglas-eigenen Stempel aufzudrücken vermögen. Das hätte man von einem Branchenprimus erwarten dürfen.
Damit geht Douglas zwar gekonnt mit dem Trend, verpasst aber leider die Chance selbst einen zu setzen.
Johannes Plass, Mitgründer Mutabor
Calvin Klein meets Chanel-Wannabe
Dass Tina Müller große Dinge bewegen kann, ist wirklich beeindruckend. Das Design beeindruckt mich aber nicht. Der Fotolook ist offensichtlich inspiriert von Calvin Klein. Peter Lindbergh hat jahrelang genau diesen Look für die Kampagnen-Motive der Marke aus New York geschossen. Ohne Douglas-Schriftzug als Absender-Kennzeichnung verbinde ich mit diesen Motiven die Marke Calvin Klein. Schade, ich denke, man hätte einen solchen Top-Fotografen auch zu mehr Differenzierung bewegen können.
Das Logo versucht aktuelle, vornehmlich digital-inspirierte Trends aufzunehmen: flat, clean, gut zu verkleinern, DO-Ligatur mit ikonographischem Potential. Ein zeitgemäßer Weg ohne wirkliche Gestaltungs-Idee. Die Verschränkung der Versalien ist für mich eine formale Spielerei, die ein bisschen an Chanel oder Juweliere erinnert. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
Vor dem Verbraucher macht Douglas damit aber einen deutlichen Schritt Richtung Premium und Emotion. Diese Positionierung finde ich spannend und ansprechend. Im Ergebnis ist mein Urteil: Positionierung top, Design: da wäre mehr drin gewesen – vor allem mit so einer Kundin, Exekution: wenig differenzierend.
Nils Jaedicke, Creative Director Strichpunkt Berlin
Eher Wedding-Planner als Parfümkette
Durch die Trauring-Assoziation, die durch die Verschränkung der ersten beiden Buchstaben erzeugt wird, sieht das Logo eher nach Wedding-Planner als nach Parfumkette aus. Das alte Logo, das so wirkte, als hätte man es schwungvoll direkt aus einer Make-Up-Tube herausgedrückt, hatte trotz seiner formalen Schwächen mehr Charakter. Die Chance, die Marke wesentlich radikaler zu erneuern oder subtil den in die Jahre gekommenen Auftritt zu überarbeiten, wurde leider vertan.
Erik Spiekermann, Gründer von Eden Spiekermann
Das neue Logo ist ok, aber das ist noch kein Auftritt
Mehr sehe ich nicht, also kann ich auch nichts sagen zum Gesamtauftritt der Marke. Ein Logo ist ja heutzutage lange nicht alles. Wie sieht die Typografie aus (Das Internet ist zu 90 Prozent Schrift)? Wie sehen die Displays aus, wie die Anzeigen, wie vor allem das banale Infosystem im Laden: Verpackungen, Leitsystem?
(jup/mw)