
Mein perfektes Wochenende:
Stefan Schütte: Mein perfektes Wochenende in München
In unserer Serie beschreiben Agenturchefs, wie für sie das "perfekte Wochenende" in ihrer Stadt aussieht. Heute: Stefan Schütte, Geschäftsführer der Serviceplan-Holding in München.

Foto: Serviceplan
Yippeeee, Wochenende.
Freitagabend.
Da geht es direkt mit guter Laune zum Charles. Charles Schumann. Gut gelaunt sind auch Giovanni oder Luca, wenn man seit mindestens einem Jahrzehnt widerspruchsfrei ihren Getränkeempfehlungen gefolgt ist. Oder wenn man seine Hochzeit in der Bar zur Ludwigstraße hinaus gefeiert hat und die eigene Frau Bastian Schweinsteiger in einem Anflug von Übermut an der Tür abgewiesen hat. Geschlossene Gesellschaft ohne Schickeria. Geht da alles. Wie auch die besten Fleischpflanzerl der Welt (für die Preiß'n: Bulletten).
Wem das alles zu hektisch ist, der geht in die Goldene Bar im Haus der Kunst. Direkt angeschlossen an das Ex-Museum gegen "Entartete Kunst" kann man dort entspannt gegen die alten Zeiten antrinken – mit fabelhaften Weinen und noch besseren Drinks vor atemberaubend (tatsächlich) goldener Kulisse. Auf dem Weg dahin schaue ich mir auch nach fast 20 Jahren München immer noch die Surfer im Eisbach an. Immer cool, nicht nur von November bis April. Danach noch einen Abstecher ins Fräulein Grüneis. Feierabend-Bio-Bier direkt im Englischen Garten.
Wer großen Hunger hatte und das jetzt erst merkt, geht ins Lindwurmstüberl. So war München wohl irgendwann einmal. Lecker, einfach, ehrlich, ganz bei sich. Und weil es dann auch schon wurscht ist, ab ins Hofbräuhaus. Freunde aus aller Welt stemmen Maßen und feiern jeden Tag ein bisschen Oktoberfest. Muss man einmal gesehen haben.
Am Samstag dann erst einmal Sport.
Ab in den Nymphenburger Park auf den royalsten Joggingpfad der Stadt. Hinaus in den Schlosspark. Vorbei am Botanischen Garten, an venezianischen Gondeln und am Biergarten, der hier Schlosscafé heißt, hinein in den Morgennebel. Rotwild inklusive.
Wer in zweieinhalb Stunden – so wie jeder gute Münchner – einen Espresso in Italien trinken will, sollte vorher noch schnell einen Helm aufziehen. Und sein vorher im Motorradzentrum München geliehenes Bike erst in Richtung Garmisch, dann an Walchen-, Kochel- und Plansee vorbei über den anspruchsvollen Alten Brennerpass treiben.
Schnell ist man in Sterzing und weiter oben gibt es das wahrscheinlich beste Essen der Welt im Pretz-Hof. Tisch reservieren und sich nach den vielen Kurven auch noch schwindelig essen.
Zurück geht es dann gemütlich über den Fernpass an der Zugspitze vorbei zu einem unserer Münchner Haus-Seen: Ammersee oder Starnberger See. Vielleicht reicht die Zeit dort für, Sie ahnen es, einen Biergarten. Das Kleine Seehaus oder der Fischmeister am Starnberger See – besser geht es nicht. Der See glatt wie ein Spiegel, gut gelaunte Ausflügler und immer noch sehr viel Italien in der Luft, wenn die Sonne irgendwo in der oberbayerischen Provinz unterm weiß-blauen Himmel verglüht und die endemische Renke gut gebräunt die allerbeste Figur macht.
Die Nachtschwärmer gehen danach noch auf einen langen Sprung (ha,ha) ins fabelhafte Bob Beaman.
Am Sonntag dann endlich auch mal Kultur.
Vorher aber Frühstück im Café Reitschule, vielleicht sitzt man mit Frau Ferres am Fenster, wenn hinter Panoramafenstern schöne Münchnerinnen auf Pferden virtuos die Gerte führen.
Jetzt aber in irgendeines dieser wirklich tollen Museen. Mit Kindern ins Deutsche Museum, alles zum Mitmachen vom Düsenjet bis zur Dampfmaschine. Und alle anderen in die Kunsthalle der Hypovereinsbank, immer erste Sahne und jeden Tag auf.
Im Sommer sollte man dann noch an der Residenz vorbei einmal die Nackerten im Englischen Garten anschauen, die so vollkommen unaufgeregt FKK sind, wie man es dem ordentlichen München gar nicht zugetraut hätte.
Dann ab ins Glockenbachviertel und zusammen mit der LGBT-Gemeinde durch die Cafés und Kneipen treiben lassen. Erst schön vegan im Tushita und dann herrlich durcheinander in der Aroma Kaffeebar. Jetzt müssen sich nicht nur die Bayernspieler, die man dort vielleicht trifft, allmählich daran gewöhnen: Aus is. Das Wochenende.
Die anderen gehen noch ins Bikram Yoga. Raus mit der Wochenendschlacke.
Zur Person:
Stefan Schütte, Jahrgang 1968, begann seine Karriere bei BBDO Düsseldorf, ehe er im Jahr 2000 in die Serviceplan-Gruppe wechselte. Gemeinsam mit Matthias Harbeck führte er lange Zeit die Agentur Serviceplan Campaign. Seit einem Jahr ist er Geschäftsführer der Serviceplan-Holding. Als Lehrbeauftragter hält der gelernte Betriebswirt auch Vorlesungen an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).