Weibliche Führungskräfte:
Starke Medienfrauen: Die Drei von Brand Union Germany
Es gibt sie: Unternehmen der Kommunikationsbranche, die bewusst Frauen in die Chefriege holen. Wie die Designagentur Brand Union Germany. Ein Porträt von gleich drei starken Medienfrauen.
Mehr Frauen in Führungspositionen der Kommunikationsbranche - diese Forderung steht im Raum. Doch weiterhin bleibt die Branche von Männern dominiert. Wir bemühen uns, das Bild zu ändern: W&V Online porträtiert in einer losen Reihe Managerinnen und Macherinnen der Branche. Motto: Es gibt sie, die weiblichen Führungskräfte – lassen wir sie zu Wort kommen. Oder auch mal ihre männlichen Vorgesetzten.
Nanu? Das Foto einer Agentur-Chefriege, auf dem drei von fünf Führungskräften Frauen sind? Das ist seit vergangenem Jahr Realität bei Brand Union Germany. Die Branding- und Design-Netzwerkagentur aus der WPP Group mit Standorten in Berlin und Hamburg fährt sehr gut mit der bewussten Entscheidung für Managerinnen. Wer behauptet das? Der Chef höchstpersönlich, in Person von Tobias Phleps, CEO der Brand Union Germany. Sein Motto: "Frauen in Führungspositionen sind und waren für mich ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg."
Phleps‘ Firma hat 2014 bewusst Katie Taylor, Caroline Theissen und Thekla Wege an Bord geholt, als es galt, Brand Union Germany neu auszurichten und den Standort Berlin aufzubauen. "Starke Persönlichkeiten für die Weiterentwicklung von Brand Union in Deutschland", umschreibt Phleps das Trio, das bei Brand Union Germany das Management Team bildet. Die Drei haben einen sehr differenzierten Blick auf die Herausforderungen und schaffen – auch dank der viel beschworenen und tatsächlich spürbaren weiblichen Intuition – einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den vielen Agenturen, die nach wie vor hauptsächlich männlich dominiert sind“, betont der CEO. Worin besteht der Vorteil? "Dadurch, dass Frauen anders kommunizieren, es kein Kompetenzgerangel und auch deutlich weniger interne Machtspiele gibt, viele Dinge anders bewertet werden, entsteht ein klarerer Fokus auf den Kunden und seine Anforderungen, der frei ist von internen Ränkespielen," fasst Tobias Phleps zusammen.
Die Neuseeländerin Katie Taylor ist als Executive Creative Director für die kreative Leitung von Brand Union Germany verantwortlich und blickt auf mehr als 18 Jahre Erfahrung in internationalen Agenturen und Unternehmen zurück. Caroline Theissen verantwortet als Executive Client Management Director die Beratung von Brand Union Germany und als Managing Director die Standortleitung vom Berliner Büro – seit August auch mit Prokura. Sie arbeitete zuvor unter anderem bei der Werbeagentur Heimat in Berlin, war vor ihrer Zeit bei Brand Union Geschäftsführerin bei Scholz & Friends Berlin und Managing Director bei MetaDesign. Sie verantwortet nun den Ausbau des Beratungsteams und die Betreuung und Weiterentwicklung von Key-Account-Kunden von Brand Union Germany. Thekla Wege trägt den Titel Executive Director Business Development and Corporate Communications, wirkt für die beiden Standorte Hamburg und Berlin. Sie hat zuvor unter anderem Erfahrungen in der Investmentbranche sowie bei den Designagenturen Scholz & Friends Identify und MetaDesign gesammelt.
Interessante Lebensläufe. Und Phleps guckt gerne in die Bücher des Unternehmens, seit Taylor, Theissen und Wege für Brand Union wirken und am deutschen Standort für Kunden wie Audi, Dresdner Kreuzchor, Henkel, Johnson & Johnson, Maria Galland, Mars, Migros, Vodafone und Volkswagen arbeiten. "Dass es die richtige Entscheidung war, drei Frauen ins Management zu holen, zeigt sich auch in der Umsatzsteigerung von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", lässt der Agenturlenker durchblicken. Er könne nur an Kollegen appellieren, "Frauen verstärkt zu fördern und mehr Frauen in die Führungsebene zu holen. Es zahlt sich aus". Am Hamburger Standort zählt Brand Union Germany über 70 Prozent weibliche Mitarbeiterinnen. In Berlin arbeiten nur Frauen.
Fest steht aber auch: Phleps hat ein sehr selbstbewusstes Frauenteam eingestellt. Katie Taylor etwa hat starke Prinzipien, die sie im Berufsleben umsetzt. Beharrlichkeit, Vielseitigkeit, weniger bekannte Wege gehen, Interessen und Leidenschaften außerhalb des Lernplans verfolgen – das sind Dinge, die ihr wichtig sind. Und: niemals aufgeben, einen Sinn für Humor haben, keine Angst davor haben, clever zu sein. Vor allem im richtigen Moment: "Finding it a whole lot of fun to beat the boys when they least expect it", schmunzelt Taylor.
Die Managerin kann sich übrigens nicht damit abfinden, dass bei Kreativawards meist männliche Kollegen die Trophäen nach Hause nehmen oder die Jury stellen. Aus Taylors Sicht ein unguter Kreislauf: "Je mehr männliche Mitglieder in einer Jury sind, desto höher die Chancen für Männer, eine Führungsposition zu erlangen und desto wahrscheinlicher ist es, in die nächste Jury gewählt zu werden - und so weiter und so fort."
Caroline Theissen, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Berlin lebt, spricht einen anderen wichtigen Faktor für die Karriere von Frauen an: "Gute und ehrliche Berater im Freundes- und Familienkreis und Kritik annehmen." Sehr hilfreich und wichtig sei auch "eine Partnerschaft auf Augenhöhe", wenn Frau sich neben dem Top-Job für Kinder entscheidet. Es liege nicht nur in der Verantwortung der Frau, dass das Konstrukt funktioniere, meint Theissen. "Meine Familie erdet mich und gibt mir Kraft, Gelassenheit - und Augenringe.“ Auch wenn sie anfangs gegen eine Frauenquote im Management war, wirkt sie ernüchtert: "Mittlerweile weiß ich, dass wir die Quote leider brauchen, da manch einer dazu gezwungen werden muss, zu erleben, dass das Geschlecht keinen Unterschied macht."
Dass sie als Frau später daran gehindert werden könnte, einmal Karriere zu machen – daran hat Thekla Wege schon als Kind nicht geglaubt. "Wahrscheinlich haben mir meine Eltern das nötige Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben", erzählt die Brand-Union-Managerin. Geholfen habe ihr auch immer, "mit voller Energie im Job zu sein – gerade in unserer Branche wird einem ja rein zeitlich schon viel abverlangt". Egal, ob Mann oder Frau: "Ich glaube am Ende geht es immer – zumindest auf dem Weg nach oben – um die Leistung, die man erbringt."
Übrigens: Kommende Woche steht auf den Medientagen München erstmals das Projekt Media Women Connect an. Am 22. Oktober ab 9 Uhr versammeln acht Frauennetzwerke aus Deutschlands Medienszene zahlreiche prominente Sprecherinnen und Protagonistinnen aus der Branche. Das Programm steht unter dem Motto "Kontroverse – Karriere – Kolleginnen" und bietet neben Diskussionsrunden mit führenden Medienfrauen auch Coaching, Networking und Unterhaltung. Der Aktionstag entstand in Zusammenarbeit mit den Medientagen München, die für die erste Media Women Connect ihre Aktionsfläche auf der Messe zur Verfügung stellen.