Thomas Wagner:
Staatsanwälte bei Unister: "Wir haben den Algorithmus gefunden"
Für Unister-Chef Thomas Wagner wird es immer enger: Die sächsische Justiz hat ermittelt gegen seinen Internet-Konzern jetzt auch wegen des Verdachts des illegalen Adresshandels und wegen gefälschter Preisangaben. Die Staatsanwaltschaft ist auf der Suche nach Beweismitteln offenbar fündig geworden.
Für Unister-Chef Thomas Wagner wird es immer enger: Die sächsische Justiz hat ermittelt gegen seinen Internet-Konzern jetzt auch wegen des Verdachts des illegalen Adresshandels und wegen gefälschter Preisangaben auf Portalen wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de. Das berichten übereinstimmend das "Handelsblatt" und die Deutsche Presse-Agentur. Bisher ging es bei den Vorwürfen gegen Unister um den illegalen Verkauf von Versicherungen und damit verbundener Steuerhinterziehung.
Am Mittwoch habe es noch einmal umfangreiche Durchsuchungen bei Unister und deren Geschäftspartnern gegeben, meldet dpa unter Berufung auf Wolfgang Klein, den Sprecher der sächsischen Generalstaatsanwaltschaft in Dresden. Klein sagte demnach "Es besteht der Verdacht, dass über mehrere Jahre Kundendaten ohne Wissen der Betroffenen verkauft worden sind an kommerzielle Adresshändler." Damit habe Unister mehrere Millionen Euro gemacht. Die Ermittlungen wegen illegalen Adresshandels seien durch eine Strafanzeige des sächsischen Datenschutzbeauftragten ins Rollen gebracht worden.
Die Generalstaatsanwaltschaft glaubt zudem, dass Unister mit gefälschten Preisen auf seinen Reiseseiten gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstoßen hat. Systematisch seien den Kunden auf den Reiseportalen Schnäppchen vorgegaukelt worden durch sogenannte Streichpreise - die allerdings frei erfunden waren. Streichpreise sind die Preise, die eine Ware oder eine Dienstleistung vor einem Preisnachlass gekostet hat - oder angeblich gekostet haben soll.
Unister-Sprecher Konstantin Korosides weist die Vorwürfe zurück: "Alle Preisangaben bei Unister sind korrekt". Alle geltenden Gesetze und Vorschriften würden eingehalten werden. Auch den Vorwurf, unerlaubt Adressenhandel zu betreiben, wies er l laut dpa "scharf" zurück: "Über diese Anschuldigung sind wir nicht nur überrascht, sondern sie entbehrt jeder Grundlage." Um die Datensicherheit weiter zu verbessern, sei bereits ein neuer externer Datenschutzbeauftragter berufen worden. Er werde mit dem sächsischen Datenschutzbeauftragten eng zusammenarbeiten. Korosides hatte zuletzt eine Verschwörung gegen Unister angedeutet und gegenüber W&V Online von "perfide konstruierten Angriffen" gesprochen.
Staatsanwaltssprecher Klein zufolge sind die Streichpreise, angebliche Ursprungspreise für Reisen oder Flüge, niemals wirklich verlangt worden. "Man hat auf breiter Front etwas vorgetäuscht, was nicht da war." Dazu sei ein ausgefeiltes, hoch professionelles Computerprogramm eingesetzt worden, dass die Schnäppchenpreise erzeugt habe. "Wir haben den Algorithmus gefunden", sagte Klein. Die neuen Verdachtsmomente richten sich gegen jene acht Unister-Führungskräfte, gegen die bereits wegen Steuerbetrugs ermittelt wird, darunter wohl auch Thomas Wagner selbst. Drei Manager hatten zwischenzeitlich in Untersuchungshaft gesessen, die Haftbefehle wurden jedoch gegen Zahlung von Kautionen und Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt.
Wagner hat im Januar angekündigt, sich von der Spitze des Unternehmens zurückzuziehen. Angeblich läuft die Suche nach einem Nachfolger. Das Unternehmen, das auch Seiten wie geld.de und auto.de betreibt, beschäftigt nach eigenen Angaben 1900 Mitarbeiter. Angaben zu Umsatz und Gewinn macht Unister nicht. In aktuellen Stellenanzeigen spricht das Unternehmen jedoch davon, einen "Jahresumsatz im 10-stelligen Eurobereich" zu machen. Das wären Milliardenumsätze. Wahrscheinlicher ist aber, dass Unister die vermittelten Reiseumsätze mit einrechnet, die nicht zu den Nettoerlösen zählen. (dpa/fz)