
Springer zerschlägt Münchner Zeitschriften-Standort
Axel Springer verkauft seine Jugendzeitschriften und die Frauenzeitschrift "Jolie" und löst seine Münchner Dependence auf. Die Neuordnung macht den Weg frei für den bisherigen Frauenzeitschriftenchef Moritz von Laffert. Er übernimmt ab 1. Oktober den Chefposten bei Condé Nast.
Der Weg für Moritz von Laffert an die Spitze des Condé Nast-Verlags ist frei. Der Manager, bislang bei Axel Springer als Geschäftsführer für die Frauen- und Lifestyle-Titel zuständig, darf das Unternehmen zum 30. September verlassen. Dies teilt der Verlag am Dienstag offiziell mit. Der 41-Jährige hing bereits seit Monaten in der Warteschleife für den Chefposten beim Münchner Hochglanz-Verlag ("Vogue", "Glamour"). Vorstand Andreas Wiele wolle ihn erst ziehen lassen, wenn dessen Bereich neu geordnet werde, hieß es im Springer-Umfeld. Nun wird von Laffert - laut einer separaten Mitteilung von Condé Nast vom Dienstag - am 1. Oktober seinen neuen Chefposten antreten. Er tritt die Nachfolge des im vergangenen Dezember überraschend ausgeschiedenen Verlagschefs Bernd Runge an.
Der erwartete Umbau bei Springer ist indes beschlossen: Der Verlagskonzern trennt sich von der Münchner Frauenzeitschrift "Jolie" sowie den beiden Jugendtiteln "Mädchen“ und "Popcorn“ sowie dem 50-Prozent-Anteil an der Family-Media-Gruppe. Käufer ist der Rheinfeldener OZ-Verlag, der bei Family Media bereits Joint-Venture-Partner ist. Die Redaktionen von "Jolie“ und Co. sollen in München bleiben.
Die ebenfalls bislang in München produzierten Musiktitel "Rolling Stone“, "Musikexpress“ und „Metal Hammer“ ziehen von München nach Berlin und werden Teil der "Welt“-Gruppe. Dort soll sich der frühere "Vanity-Fair“-Chefredakteur Ulf Poschardt als Herausgeber um die Zeitschriften kümmern. Der 42-Jährige übernimmt den Posten neben seiner Funktion als stellvertretender "Welt-am-Sonntag“-Chefredakteur. Geschäftsführerin wird die bisherige Verlagsleiterin Petra Kalb. Von der Einbindung der Musiktitel in die Welt-Gruppe erhofft sich Vorstand Wiele "neue journalistische Impulse".
Das Erbe von Lafferts als Chef der Frauenzeitschriften tritt Programmzeitschriften-Boss Jochen Beckmann an. Der 50-Jährige leitet künftig die neu geschaffene Verlagsgruppe Programm- und Frauenzeitschriften. Lafferts bisherige Stellvertreterin Bianca Pohlmann, 32, steigt zur Verlagsleiterin für die Frauen-Titel auf. Mit der Schließung der Münchner Dependence konzentriert sich der Verlagskonzern in Zukunft auch im Zeitschriftengeschäft weitgehend auf seine Kernmarke „Bild“. "Die Neuordnung innerhalb des Unternehmens und der Verkauf der Titel des Axel Springer Mediahouse München sind weitere Maßnahmen zur Konzentration von Axel Springer auf die Stärken im deutschsprachigen Kerngeschäft mit hochauflagigen Zeitschriften“, erklärt Wiele in der Mitteilung. "Wir schaffen damit eine starke Verlagseinheit mit Programm- und Frauentiteln, den beiden größten Segmenten des deutschen Zeitschriftenmarktes“.
Die Frauenzeitschrift "Jolie“ galt als Filetstück der früheren Münchner Verlagsgruppe. Um den Titel ranken sich seit Monaten Verkaufsgerüchte, die bislang von Springer stets dementiert wurden. Der Käufer OZ-Verlag verlegt rund 40 Zeitschriften. Wichtigster Titel ist "Familie&Co." Die Übernahme der Jugendtitel und des jungen Frauenblatts "Jolie“ bedeutet für das Unternehmen einen gewaltigen Expansionsschritt. "Mit dem OZ-Verlag haben wir einen zuverlässigen und verantwortungsvollen Käufer gefunden, der nicht nur unseren
Mitarbeitern, die über Jahre ausgezeichnete Arbeit für ihre Titel geleistet haben, sondern auch den etablierten Jugendzeitschriften und Jolie eine langfristige Perspektive bieten kann", meint Springer-Vorstand Wiele.