Jahresbilanz 2012:
Springer: Digital überholt Print
Dem Digitalen sei Dank: Axel Springer hat 2012 erstmals mehr Umsatz über seine Digitalsparte erzielt als im bisher klassisch stärksten Segment mit den Zeitungen. Der digitale Wandel soll nun noch radikaler vorangetrieben werden.
Schon vor einigen Jahren hatte Mathias Döpfner, Vorstandschef von Axel Springer, ein ehrgeiziges Ziel vorgegeben: Bis 2015 sollte der Konzern 50 Prozent seiner Erlöse aus dem digitalen Geschäft erwirtschaften. Dieses Ziel ist Döpfner nun nicht mehr ambitioniert genug: In den Kernbereichen publizistische Portale, digitale Werbevermarktung und Rubrikenportale will Springer zum führenden digitalen Unternehmen werden. "Der Wandel vom Printgeschäft ins Digitale findet in einem noch atemberaubenderen Tempo statt als gedacht," sagte Döpfner auf der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin. 2013 werde deswegen ein "Jahr des Umbruchs, Aufbruchs und der Investitionen werden."
2012 hat Springers wachsendes Digitalgeschäft mit 37 Prozent Umsatzanteil (1,17 Milliarden Euro) erstmals das rückläufige Zeitungsgeschäft ( 1,13 Milliarden Euro) überholt. Währende der Digitalsektor um 22 Prozent zulegte, schrumpfte das Zeitungsgeschäft um 3,3 Prozent. Die Zeitschriften verloren insgesamt 3,9 Prozent (Umsatz: 450 Millionen). Insgesamt stieg der Konzernumsatz um 3,9 Prozent auf 3,31 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern und Abgaben um 5,8 Prozent auf 628 Millionen Euro.
Die Printmedien sind zwar mit um die 20 Prozent Umsatzrendite weiter profitabel, Vertriebserlöse und Werbeeinnahmen werden aber weiter unter Druck bleiben. Umso mehr will Döpfner beim Umbau des Konzern aufs Tempo drücken: "Wir wollen die digitale Transformation noch schneller, umfassender und radikaler vorantreiben." Neben Akquisitionen sollen eigene Gründungen und die Internationalisierung im Digitalgeschäft mehr Bedeutung bekommen. Mit der kürzlich gegründeten Ideenwerkstatt für Produktentwicklung "Axel Springer Ideas" und der Silicon Valley-Partnerschaft "Plug and Play" hat der Konzern hier die Saat ausgestreut. Wenn die Silicon Valley-Reisenden - Vermarktungschef Peter Würtenberger und Bild-Chefredakteur Kai Diekmann - im Juni zurückkommen, sollen sie den digitalen Veränderungsprozess mit frischer, schneller Digitalkultur weiter befruchten.
Geht es um Akquisitionen, könnte die Telekom-Tochter Scout 24 ein weiterer dicker Happen in Springers digitalem Rubrikenportfolio werden. Sollte sich die Telekom zum Verkauf entschließen, sind wir geradezu gezwungen, uns das anzuschauen," sagte Döpfner. Dabei werde man die Kaufpreisdisziplin aber niemals leichtfertig aufgeben. Eine Übernahme von ProSiebenSat 1 dagegen sei "noch unwahrscheinlicher geworden als bisher."
Auf der Agenda 2013 steht auch der Ausbau digitaler Abonnements. Wie weit Welt online, wo im Dezember 2012 ein Paymodell eingeführt wurde, mit dem Aufbau eines digitalen Abonnentenstamms gekommen ist, mag Vorstand Jan Bayer jedoch noch nicht sagen. Die Zahlen seien "erfreulich und ermutigend", sagt Bayer. Die Reichweiten seien dadurch nicht zurückgegangen, negative Auswirkungen auf das Geschäft mit der Werbevermarktung von Welt online seien ausgeblieben. Kommende Woche wird auch Bild.de sein Pay- und Vermarktungsmodell für die Bundesliga in Berlin vorstellen. In einem dritten Schritt sollen unterschiedliche Pay-Modelle für das gesamte journalistische Portfolio Springers eingeführt werden. .
Im Printsektor und im Druckbereich kündigt der Konzern weitere Umstrukturierungen an, ohne konkreter zu werden. Finanzvorstand Lothar Lanz spricht von "Aufwendungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich, um Print wetterfest zu machen." Das führt zu Kosten: 2013 werde der Ebitda wegen "Umbau- und Strukturanpassungen im höheren einstelligen Bereich zurückgehen, kündigte Lanz an.