Springer-Chef Döpfner: Gratis-Apps nagen an Existenzgrundlage
In der "Süddeutschen Zeitung" hat Mathias Döpfner die Klage gegen die kostenlose "Tagesschau"-App der ARD verteidigt. Seine steile These: Wer jetzt nicht handelt, riskierti "in den nächsten zehn Jahren Zeitungspleiten".
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat den Klageweg der Verlage gegen die "Tagesschau"-App verteidigt. Die "Süddeutsche Zeitung", einer der Mitkläger, gibt ihm am Montag eine Plattform – und Döpfner nennt dort das Vorgehen einen "Warnruf einer ganzen Branche". "Alle privaten Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, auch die privaten Fernsehanbieter sind in Sorge, dass im Zuge der Digitalisierung durch einen Missbrauch der dominierenden, marktverzerrenden Rolle der Öffentlich-Rechtlichen die Geschäftsgrundlage für Qualitätsjournalismus und damit Meinungsvielfalt in Deutschland verloren geht", wettert Döpfner gegenüber der "SZ".
Die "Tagesschau"-App sei Ausdruck ungezügelter öffentlich-rechtlicher Expansion, so der Springer-Chef weiter. Döpfner: "Hier ist eine rote Linie überschritten worden." Er malt im Gespräch mit der "SZ" ein Horrorszenario: "Wenn Gratisangebote der Öffentlich-Rechtlichen den Privaten das Geschäftsmodell in der digitalen Welt zerstören, wird es in den nächsten zehn Jahren Zeitungspleiten geben. Und dann werden irgendwann Gremien zusammentreten, um die Zukunft des Qualitätsjournalismus zu retten und den Zeitungen gnädig Gebühren anbieten."
Laut Mathias Döpfner kämpfen die Verlage dabei um ihre Existenzgrundlage. "Wenn nun die Öffentlich-Rechtlichen in diesen Markt eindringen, werden sie zu unseren direkten Wettbewerbern", so Döpfner in der "SZ" mit Blick auf die App-Diskussion. Weil ARD und ZDF ihre Budgets durch Zwangsgebühren beziehen würden, könnten sie ihre Apps kostenlos anbieten und zerstörten so das Geschäftsmodell der privaten Verlage – so das nicht ganz neue Argument Döpfners." Weil ein völlig neues Wettbewerbsfeld entstanden sei, fordert Döpfner neue Maßnahmen: "Entweder müssen die Öffentlich-Rechtlichen ihre Apps kostenpflichtig machen, oder sie müssen auf Apps verzichten. Oder sie müssen auf Gebühren verzichten. Alles andere ist nicht vertretbar."
Die kostellose "Tagesschau"-App ist bisher 1,7 Millionen Mal heruntergeladen worden. Acht Verlage haben dagegen in der vergangenen Woche Klage eingereicht und dabei eine breite Diskussion losgetreten. Noch eine Bemerkung am Rande: Neben Bertelsmann, das mit Gruner + Jahr stark im Printgeschäft aktiv ist, hat auch Springer 2010 einen Rekordgewinn eingefahren. Döpfner hat im vergangenen Jahr mehr als 500 Millionen Euro in die Springer-Kasse gebracht.