
Spot-Preview: Die neue Kampagne von Ergo
Der letzte Werbefeldzug von Ergo hatte für allerlei Wirbel gesorgt: Fälschungsvorwürfe, zwischenzeitlicher Stopp in Folge eines Sexskandals. Nun startet die Versicherung eine neue Kampagne. Statt vieler Worte setzt diese auf Nahaufnahmen. W&V Online zeigt die Spots und Anzeigenmotive vorab.
Gerade haben die Ergo-Mitarbeiter an den sechs deutschen Standorten erfahren, wie die neue Werbung der Versicherung aussieht, die am Sonntag anläuft. "Verstehensgesichter" nennt der Düsseldorfer Konzern seine Kampagne, die - im Unternehmenssprech - "das empathische Verstehen in den Mittelpunkt" rücken soll.
Im Zentrum der Kampagne der angestammten Kreativagentur Aimaq von Lobenstein stehen vier Spots, in denen vier Hauptdarsteller in Nahaufnahme und Zeitlupe zu sehen sind. Man setzt "auf unterschiedliche Charaktere, die verschiedene Zielgruppen ansprechen sollen", sagt Agenturchef André Aimaq, der das kreative Konzept verantwortet. Der Zuschauer erlebe in jedem Film "einen kleinen Verstehensmoment", denn nach 30 Sekunden sei er den Figuren "deutlich näher, als zu Beginn des Spots".
Fakt ist: Statt ausufernder Monologe konzentriert sich die Werbung diesmal auf wenige Worte, die die Vorzüge der Versicherung auf den Punkt bringen sollen. Der Claim lautet nach wie vor "Versichern heißt verstehen". Ergänzend laufen Print- und Onlinemaßnahmen (Motive in der Bildergalerie), weitere Werbeclips sollen im Laufe des Jahres folgen. Produziert hat die neuen Spots Soupfilm. Regie führten Damien und Leila De Blinkk. Media verantworten Carat und Performance Media.
Bereits in den vergangenen zwei Jahren war der Werbefeldzug der Versicherung mit dem Claim "Versichern heißt Verstehen" überschrieben gewesen. 80 Millionen Euro hat Ergo laut Nielsen investiert, um nach Umbenennung und Fusion 2010 die neue Dachmarke bekanntzumachen und das konservative Image des Herrn Kaiser abzustreifen, der zuvor als Werbefigur für die Hamburg-Mannheimer-Versicherung stand.
Man kann nicht sagen, Ergo wüsste nicht, wie es sich anfühlt, wenn man wegen seiner Werbung in die Kritik gerät. Als der Versicherungskonzern vor zwei Jahren die neue Markenkampagne startete, rief diese zunächst die Kritiker auf den Plan. So sah sich das Unternehmen unter anderem mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert, weil der Film mit dem als "Ergo-Mann" bekannt gewordenen Schauspieler Sebastian Ströbel angeblich zu viel Ähnlichkeit mit Szenen aus dem Film High Fidelty aufwies. Marketingchef David Stachon und die Werbeagentur Aimaq von Lobenstein, die damals noch Aimaq & Stolle hieß, hielten dennoch konsequent am Konzept fest.
Zumindest solange, bis der Versicherungskonzern Mitte vergangenen Jahres unter anderem mit einem Lustreisen-Skandal von Versicherungsvertretern der Hamburg-Mannheimer International (HMI) in die Schlagzeilen geriet. Nicht nur für die damals auf Hochtouren laufende Werbekampagne kam der Zeitpunkt ungelegen - Ergo war bemüht, sich als "ehrlicher" Versicherer zu positionieren. Vorübergehend wurde die Kampagne eingestellt. Kurze Zeit später ließ sie der Konzern wieder anlaufen, entschuldigte sich und gelobte mehr Transparenz. "Was wir hier in den vergangenen drei Monaten erlebt haben, übersteigt jegliche Fantasie", fasste Stachon damals die Situation zusammen. Dennoch: Er blieb er beim eingeschlagenen Werbe-Kurs.
Mit Erfolg, offenbar. Laut dem Marktforschungsunternehmen YouGovPsychonomics lag Ergo in Sachen Aufmerksamkeitsstärke deutlich vor anderen Versicherern. Beim Marken-Award 2012 wurde die Werbekampagne gerade ausgezeichnet.
Unten: Die weiteren Spots aus der neuen Kampagne. Diskutiert wird über den neuen Ergo-Werbeauftritt auch auf der W&V-Fanpage auf Facebook.