Sparkurs:
Spiegel-Verlag plant massiven Personalabbau
Die Spiegel-Gruppe macht Ernst mit ihrer Radikalkur. In Verlag, Dokumentation und Redaktion will sich der Hamburger Verlag von rund 200 Mitarbeitern trennen. Damit steht fast jeder fünfte Job auf der Kippe.
Jahrelang galt der Spiegel-Verlag für Arbeitnehmer als sichere Bank. Wer einmal einen Job in der Hochburg des deutschen Nachrichtenjournalismus ergattert hatte, besaß gute Chancen, hier in Rente zu gehen. Zudem zahlte das Unternehmen Journalisten und Verlagsleuten großzügige Gehälter. Obendrauf gab es noch satte Ausschüttungen, da die Mitarbeiter als stille Gesellschafter Anspruch auf Teile des Gewinns haben.
Doch die guten Zeiten sind lange vorbei. Sinkende Auflagen beim Print-Produkt, stetig bröckelnde Anzeigenumsätze und fehlende neue Erlösquellen zwingen das weltweit bekannte Traditionshaus dazu, erneut den Rotstift anzusetzen. Nachdem bereits bei der Fernsehtochter Spiegel TV in den vergangenen Jahren massiv Stellen abgebaut wurden, trifft es nun das Herz des 1947 von Rudolf Augstein gegründeten Magazin-Unternehmens. So plant der Spiegel-Verlag nach Informationen des W&V-Schwestertitels "Kontakter", sich von rund 200 der rund 1100 Mitarbeiter zu trennen. Davon entfällt mit rund 150 Arbeitnehmern der größte Teil auf die Verlagsseite. Doch auch die Redaktionen bleiben nicht verschont. Hier sollen 30 Mitarbeiter gehen sowie weitere 15 in der Dokumentation.
Noch haben sich die Gesellschafter auf diese Zahlen nicht endgültig festgelegt. Sie können daher noch leicht nach oben oder unten korrigiert werden – aber wohl nur minimal, wie der "Kontakter" aus Verlagskreisen erfuhr. Spätestens Ende November hat die Belegschaft hierüber aber endlich Gewissheit. Dann tagen die Anteilseigner, darunter die Mitarbeiter-KG als Mehrheitsgesellschafter, die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr sowie die Erben des Firmengründers Rudolf Augstein, um über die Agenda 2018 zu beraten. Sie sieht vor, dass das Zeitschriften-Unternehmen dauerhaft rund 15 Mio. Euro einsparen soll. Seit Mitte des Jahres hatte die Führungsebene die Arbeitsprozesse durchleuchtet, um Sparpotenziale auszuloten.