
Musikstreaming:
Soundcloud launcht seine erste Werbekampagne
So will CEO Kerry Trainor die Audio-Plattform Soundcloud aus der Krise führen.

Foto: Soundcloud
Vor knapp einem Jahr war die Musikplattform Soundcloud am Abgrund gestanden: Zehn Jahre nach Gründung musste das Startup mit Hauptsitz in Berlin 173 Mitarbeiter entlassen, die Büros in London und San Francisco wurden geschlossen. Nur die Finanzspritze zweier Investoren (The Raine Group/Temasekdic) verhinderte das Aus. Mit Ex-Vimeo-Manager Kerry Trainor übernahm vor 100 Tagen ein erfahrener Medienmanager die Geschäfte der Audioplattform. Die will sich nun wieder stärker auf das Kerngeschäft rund um Services für aufstrebende, Majorlabel-unabhängige Künstler aus dem Pop- und Electronicgenre konzentrieren.
Soundcloud investiert deswegen zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte in einen Werbefeldzug. Die Kampagne "First On SoundCloud" - die im März in den USA anlief, wird jetzt auch in Deutschland und Großbritannien gelauncht. Sie rückt Nachwuchstalente in den Mittelpunkt, die ihre musikalische Karriere auf Soundcloud gestartet haben und über die Plattform ihre Fan-Community aufbauen. Die deutsche Kampagne highlightet die Berliner Künstler Claptone, Jan Blomqvist, Lotic und Peggy Gou, Großbritannien feiert die Hiphopper Jay Prince und Little Simz.
Soundcloud featured die Musiker auf allen Kanälen: über die Pushfunktion der App, auf Playlisten und Social Media-Kanälen, im Newsletter, auf Blogs und mit Wandmalereien an ausgewählten Berliner Standorten in der Schlesischen Straße und Friedrichshain.
Die Kampagne bindet auch andere Künstler auf der Plattform ein: Sie können Teil der Kampagne werden, indem sie ihre Werke unter dem Hashtag #SCFIRST hochladen. Aus diesen Tracks trifft Soundcloud eine Zufallsauswahl und promoted sie über die zur Verfügung stehenden Kanäle, zum Beispiel eine "First on Soundcloud-Playlist" auf der Startseite. Die Musiker haben so die Chance, ein größeres Publikum zu erreichen. So sieht das auf Twitter aus:
"Soundcloud unterscheidet sich von anderen Massen-Streaming-Plattformen wie Spotify dadurch, dass der Fokus auf den Nachwuchskünstlern liegt", sagt CEO Kerry Trainor. Künstler zahlen für Services und Tools zwischen etwa 70 und 130 Euro Abogebühren jährlich - je nachdem welche Pakete sie in Anspruch nehmen. Dazu zählt beispielsweise auch die Vermittlung von Markenpartnerschaften. Das Kerngeschäft mit den inzwischen über 10 Millionen Künstlern sei profitabel und erziele "gesunde Margen", sagt Trainor.
Trotzdem bleibt 2018 ein Jahr der Investments. Nachholbedarf gibt es vor allem beim Publikumsverkehr. Das Streaming-Modell (Abo-Flatrate und kostenfreies werbefinanziertes Modell) ist trotz des umfassenden Katalogs von inzwischen über 180 Millionen Tracks von Independent-Künstlern und aus dem Katalog der Major Labels noch nicht profitabel: "Am Hörer-Produkt werden wir 2018 noch arbeiten", kündigt Trainor an.