RTL in einer Basilika?:
Sorge ums Image: Streit um "DSDS"-Finale im Kloster Eberbach
Die RTL-Show "DSDS" passe nicht in die Basilika des Klosters Eberbach, sagen Kritiker. Die Kloster-Stiftung kontert mit dem Argument, das Event locke junge Leute an.
Die geplante Finalshow der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" im Kloster Eberbach erhitzt im Rheingau die Gemüter. Kritiker bemängeln, dass das Spektakel nicht mit der Tradition und Würde der ehemaligen Zisterzienserabtei vereinbar sei. Sie fürchten ums Image des Klosters, das heute als Weingut genutzt wird.
Der Geschäftsführer der Stiftung Kloster Eberbach, Martin Blach, verteidigte seine Entscheidung am Dienstag in Eltville. Die Kooperation mit dem Privatsender sei für das Kloster und die Region eine einmalige Chance, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Vor allem die junge Generation zeigt regelrecht Begeisterung und ein so noch nie dagewesenes Interesse an unserem Haus", erklärte Blach.
Der Freundeskreis Kloster Eberbach sieht das Spektakel überaus kritisch, vor allem wegen "moralisch-ethischen Fragen“", sagte der Vorsitzende Wolfgang Riedel in Oestrich-Winkel. Die Geschäftsführung gehe ein hohes Risiko ein, bei vergleichsweise geringen Mieterlösen. "Diese Summe ist ein Judaslohn", sagte Riedel. Die Zisterzienserabtei wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Sie diente unter anderem als Kulisse für den Film "Der Name der Rose" mit Sean Connery.
Eine RTL-Sprecherin erklärte, den besonderen Gegebenheiten des Klosters werde an allen Stellen Rechnung getragen. ”Genau wegen der Besonderheiten, die das Kloster einzigartig machen, werden wir 'Deutschland sucht den Superstar‘ dort produzieren und uns natürlich entsprechend einfügen.“ Die Show ist eine von mehreren Produktionen der "DSDS"-Finalrunde. Eine weitere soll beispielsweise im Erlebnisbergwerk Merkers an der hessisch-thüringischen Grenze über die Bühne gehen.
Das hessische Landesamt für Denkmalschutz sieht in der Show auch ein pädagogisches Potenzial. Es kämen dadurch viele junge Leute auf die Anlage, die womöglich für den besonderen Wert des Klosters sensibilisiert werden könnten, erklärte Präsident Markus Harzenetter. "Die Säkularisierung des Klosters liegt über 200 Jahre zurück", gab er zu Bedenken. Die Räume ließen eine Nutzung für kirchenmusikalische und klassische Konzerte ebenso zu wie für moderne Unterhaltungsmusik.