Pils zum selber sprudeln:
Sodastream-Chef: "Unser Bier ist jede Woche ausverkauft"
Seit kurzem bietet Sodastream in seinem Onlineshop auch ein Konzentrat für Bier an. Mit "Blondie" will sich das Unternehmen fünf Prozent Anteil am Biermarkt sichern. Im W&V-Gespräch zieht Deutschlandchef Ferdinand Barckhahn eine erste Bilanz.
Seit kurzem bietet Sodastream in seinem Onlineshop auch ein Konzentrat für Bier an. Mit "Blondie", so der Name, will sich das Unternehmen fünf Prozent Anteil am Biermarkt sichern. Im W&V-Gespräch zieht Ferdinand Barckhahn, Geschäftsführer Deutschland und Österreich, eine erste Bilanz, erzählt von Anfragen aus den USA und künftigen Werbemaßnahmen.
Herr Barckhahn, wie kam Sodastream auf die Idee, ausgerechnet Bier anzubieten?
Bier in Deutschland auf den Markt zu bringen ist naheliegend. Wir sind die führende Wassermarke in Deutschland im In-Home-Segment. Pro Jahr werden etwa vierhundert Millionen Liter Wasser mit Sodastream gesprudelt. Damit sind wir die klare Nummer Eins vor Gerolsteiner. Da wir in erster Linie Wassersprudler und Kohlensäurezylinder verkaufen, wissen das aber nur wenige. Das zeigt, dass die Strategie, dass man mit Sodastream keine Kisten schleppen muss, funktioniert. Wenn man sich dann überlegt, was die Leute noch so in Kisten schleppen, landet man – wenig überraschend – bei Bier. Und zwar bei Milliarden Liter davon. So kam die Idee auf, unser Bier Blondie als Konzentrat auf den Markt zu bringen.
Mutig. Schließlich ist Bier des Deutschen liebstes Getränk nach Kaffee, und gerade hier in Bayern hat man dazu nochmal einen ganz besonderen Bezug. Augustiner oder Tegernseer etwa sind Marken, die unantastbar scheinen. Jetzt kommt eine Firma wie Sodastream und prescht auf den Markt. Wie wollen Sie denn ausgerechnet den Deutschen Ihr Bier verkaufen?
Zunächst einmal möchten wir die großen Wettbewerber, ob Augustiner oder Paulaner, alles andere als aggressiv angreifen. Im Gegenteil: Vielleicht ist unser Konzept ja auch für deutsche Brauereien interessant. Im Moment haben wir zwei Millionen Haushalte, die mit Sodastream sprudeln. Darunter sind viele Männer, die Bier trinken und gleichzeitig von unserem Sprudler-Konzept überzeugt sind. Das ist schon mal eine starke Basis, auf der wir aufbauen können. Ob wir am Ende auch den Paulaner Trinker davon überzeugen, dass er auf Sodastream umsteigt, werden wir sehen. Aber es geht zunächst darum, weitere Kunden von unserem Gesamtkonzept zu überzeugen.
Ist das der Grund, warum sie keine große Werbeoffensive mit Ihrem Bier starten? Die Aufmerksamkeit wäre Ihnen sicherlich gewiss.
Wir haben ein superstarkes Konzept, an das wir glauben und eine breite Kundenbasis, die unser System kennt. Deshalb setzen wir in dieser Phase vor allem auf Word-of-Mouth und die große Aufmerksamkeit, die bei dem Thema in der Natur der Sache liegt. Deshalb werden wir keine separate Werbe-Strategie für Blondie entwickeln, weil Bier nur ein Teil des Ganzen ist. Blondie läuft in der aktuellen Vermarktung mit – dafür setzen wir auf Disziplinen wie PR und Social Media. Im Moment befinden wir uns außerdem noch in einer Art Testphase, verkaufen das Bier nur exklusiv im Onlineshop.
Wie ist die Nachfrage?
Wir sind jede Woche ausverkauft! Das Konzept scheint also zu funktionieren: Es gelingt uns, den Kunden für den praktischen Ansatz zu sensibilisieren. In der aktuellen Phase liegt unser Hauptaugenmerk darauf, die hohe Nachfrage im Shop zu managen, um dann auf diesem Erfolg aufzubauen. Im nächsten Schritt prüfen wir dann sorgfältig, wie wir die Distributionskanäle erweitern können.
Wie sieht eigentlich jene Zielgruppe aus, die ihr Bier mit Sodastream sprudelt?
In der Regel sind das Pils-Trinker, deshalb bieten wir zum jetzigen Zeitpunkt auch nur Pils an. Vor zwei Wochen haben wir Zahlen aus der Marktforschung bekommen. Bei der Blindverkostung haben 70 Prozent der Tester angegeben, dass Blondie sensationell gut oder gut schmeckt. Uns ist aber auch bewusst, dass die Kaufentscheidung derzeit noch fällt, sobald wir offenbaren, dass es sich um ein Bier-Konzentrat von Sodastream handelt. Nicht dramatisch, aber sie sinkt, weil einige Leute noch nicht mit unserem Konzept vertraut oder noch nicht von ihm überzeugt sind. Das wollen wir ändern.
Aber Alkohol ist da schon drin, oder?
Natürlich. Es schmeckt wie ein ganz normales Bier. 4,5 Prozent Alkoholgehalt, je nachdem wie man sprudelt. Das Konzentrat kostet 3,99 Euro und liefert etwa drei Liter ganz normales Pils. Blondie wird – entgegen den Erwartungen – ganz klassisch mit Brauwasser, Gerstenmalz und Hopfen gebraut. Wir setzen lediglich noch zusätzlich Glukosesirup zu, um einen höheren Alkoholgehalt im Konzentrat zu erzielen. Ähnliches kennt man von der Herstellung von Wein.
Welche Märkte testen Sie vorerst?
Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mittlerweile gibt es aber auch Anfragen aus Großbritannien und den USA.
Welche Strategie steckt hier auch in Bezug auf das Gesamtunternehmen dahinter?
Für Sodastream ist das höchstspannend. Bier ist eine der Top-Kategorien weltweit und hat riesiges Potenzial. Aktuell probieren wir es in Deutschland als Leadmarket aus, bevor wir dann auch eine internationale Vermarktung beginnen.
Ein wichtiges Thema, gerade auch in München, ist das Weißbier: Werden Sie auf Dauer auch noch andere Sorten anbieten?
Natürlich ist auch Weißbier ein interessantes Produkt. Wir wollen jetzt aber erstmal das eine absolut richtig machen, bevor wir den nächsten Schritt gehen. Das könnte Weißbier sein, aber auch alkoholfreies Bier. Aktuell planen wir, 2017 etwaige Werbemaßnahmen für Blondie anzugehen, wenn es bis dahin weiterhin so gut läuft – und davon gehen wir schwer aus. Das muss aber keine große Media-Kampagne sein. Denkbar wären auch zusätzliche Maßnahmen im Social Web oder weitere PR-Aktivitäten.
Welchen Anteil streben Sie mit ihrem Konzentrat auf dem Biermarkt an?
Etwa vier bis fünf Prozent.
Das ist ordentlich. Da fällt mir ein: Neben Werbung gebe es für ein Bier ja auch ganz attraktive Sponsoringmöglichkeiten. Im Profifußball zum Beispiel...
Aber so weit sind wir noch nicht.
Nun gut. Jetzt also erstmal die Feuertaufe in Deutschland. Nach dem Motto: Wenn die Deutschen es trinken, dann trinken es die anderen auch?
Könnte man so sagen (lacht).