Filmpreis:
So war's bei der Goldenen Kamera
Irritationen, bewegende Momente und große Stars: Die 52. Verleihung der Goldenen Kamera bot unter anderem Skurriles.
Irritationen, bewegende Momente und große Stars: Die 52. Verleihung der Goldenen Kamera bot unter anderem Skurriles. Humor, scheint es, ist nach wie vor ein schwieriges Terrain.
"Pummelig, Topfhaarschnitt" - so kündigte Moderator Steven Gätjen bei der 52. Verleihung der Goldenen Kamera einen der Stargäste des Abends an. Nicole Kidman, gar nicht pummelig, sondern hochgewachsen, langhaarig und Schauspielerin von Weltrang, weiß als Erste, dass von ihr die Rede ist, als ein Bild aus ihrer Kindheit über die Videoleinwand in den Hamburger Messehallen flackert.
Dass Kidman an diesem Abend vor 1200 geladenen Gästen den Preis als "Beste Schauspielerin International" erhält, steht bereits vor der Veranstaltung fest. Ebenso die Ehrung der zwei anderen Gäste aus Hollywood, Jane Fonda ("Grace & Frankie") und Colin Farrell ("Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind"). Die 79-jährige Fonda, die sich neben ihrer filmischen Arbeit seit den 60er-Jahren für Frieden und Feminismus einsetzt, erhielt den Preis für ihr Lebenswerk. Farrell wurde als bester internationaler Schauspieler ausgezeichnet. Ed Sheeran gewann als bester Musiker.
Bewegend - und verstörend
Einer der bewegendsten Momente gehörte einem Mann, den in Deutschland fast jeder, in Hollywood aber kaum jemand kennt: Dieter Thomas Heck. Mehr als 39 Jahre prägte Heck mit seiner Schlagersendung "Hitparade" die deutsche Fernsehlandschaft. Dafür erhielt der 79-Jährige nicht nur die Goldene Kamera, sondern ein Ständchen von Wegbegleitern aus dem Fernsehen und der Hitparade. Mit einem persönlichen Medley aus Klassikern wie "Ti Amo" oder "Ein bisschen Spaß muss sein", jeweils umgetextet und mit persönlichem Bezug zu Heck, überraschten Barbara Schöneberger, Roberto Blanco und Howard Carpendale den Showmaster auf der Bühne.
Natürlich durften bei der Gala auch Anspielungen auf die Panne bei der Oscar-Preisvergabe nicht fehlen. So trat Schauspieler Matthias Matschke, der zusammen mit Kollegin Annette Frier durch einen Teil des Abends führte, kostümiert als riesiger Briefumschlag auf. Befremdlich fanden das einige.
Das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen im Jahr 2017. @ZDF #goldenekamera pic.twitter.com/YceSDIc0x0
— Dani (@TanteEla74) 4. März 2017
Zwischenzeitlich wurde sogar der Film "La La Land", wie schon bei den Oscars, als "Bester Film International" ausgerufen, ohne den Preis wirklich zu erhalten - "Satire", schob Moderator Gätjen nach, um Missverständnisse auszuschließen.
Die Zusammenfassung des Abends bei Übermedien fiel so aus:
Wie war's eigentlich gestern bei der "Goldenen Kamera"? @ZDF https://t.co/QiXtUOvBny
— Übermedien (@uebermedien) 5. März 2017
Irritierte Blicke gab es im Publikum nicht nur bei der vermeintlichen "La La Land"-Ehrung inklusive Doppelgänger des Hauptdarstellers Ryan Gosling auf der Bühne.Dafür verantwortlich: Joko & Klaas. Die Fernsehkomiker Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf wollen am Dienstag verraten, wie ihr Doppelgänger-Streich bei der Goldenen Kamera funktioniert hat. In ihrer Late-Night-Show "Circus Halli Galli" werde das Rätsel gelüftet. So viel sei verraten: Bei dem Gosling-Double, das den Preis für "La La Land" entgegennehmen wollte, handelt es sich um Ludwig Lehner aus München, der schon mehrfach als Gosling aufgetreten ist. Eingeschleust wurde er mithilfe einer eigens gegründeten falschen Booking-Agentur.
Abseits des Klamauks wurde es bei der Verleihung oft auch politisch: So wünschte sich Leonard Carow, ausgezeichnet als bester Nachwuchsschauspieler, häufiger mit Regisseurinnen zu drehen. Von der Branche forderte er, "ehrliche, aber vor allem kompromisslose Filme" - denn diese könnten die Welt verbessern, sagte der 22-Jährige. Handlungsbedarf für eine "bessere Welt" sahen auch die ausgezeichneten TV-Journalisten Caren Miosga ("Tagesthemen"), Marietta Slomka ("Heute-Journal") und Peter Kloeppel ("RTL-aktuell").
Die Jury entschied sich in den nationalen Kategorien für Lisa Wagner und Wotan Wilke Möhring als beste Schauspieler. Bester Fernsehfilm wurde "Auf kurze Distanz" (Das Erste). "Morgen hör ich auf" (ZDF) siegte in der Kategorie "Mini-Serie/Mehrteiler". Das Publikum wählte die "Heute Show" zur gelungensten Satire-Sendung.
Bereits zum 52. Mal wurde der Preis vergeben, Ausrichter ist die Funke Mediengruppe. In der neunköpfigen Jury saßen unter anderem die Schauspieler Heike Makatsch und Wotan Wilke Möhring, Moderator Johannes B. Kerner und Komikerin Carolin Kebekus. (W&V/mit Material von dpa: Stephanie Lettgen/Oliver Beckhoff)