Dank "Spiegel" bekannt :
So viel verdienen die Chefs von ARD und ZDF nebenher
Laut "Spiegel" hat Ex-WDR-Chefin Piel ihr Einkommen im vergangenen Jahr mit Aufsichtsrats-Vergütungen um fast 59.000 Euro aufgestockt.
Bis zu einem guten Jahresgehalt on Top: Die Intendanten von ARD und ZDF haben erstmals ihre Nebeneinkünfte offen gelegt und damit auf Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins "Spiegel" reagiert. Teils mehr als 50.000 Euro nehmen die Sendergranden durch Tätigkeiten in Aufsichtsgremien von Tochterfirmen der Sender ein. Dass etwa die ehemalige WDR-Intendantin Monika Piel mehr verdient hat als der Bundespräsident – das liegt den "Spiegel"-Informationen zufolge auch am Nebenamt.
Die Details: Laut "Spiegel" hat die kürzlich aus dem Amt geschiedene Ex-WDR-Chefin Piel ihr Einkommen im vergangenen Jahr mit Aufsichtsrats-Vergütungen um 58.922 Euro aufgestockt. Beim ZDF hat Intendant Thomas Bellut 2012 immerhin 33.291 Euro dazuverdient. NDR-Chef Lutz Marmor ordnet der "Spiegel" 27.000 Euro Zusatz-Einkommen zu. Seine Kollegin vom MDR, Karola Wille, hat 2012 knapp 22.000 Euro zusätzlich eingenommen. Für SWR-Intendant Peter Boudgoust sind 14.000 neben seinem Chef-Gehalt geflossen, sogar Thomas Kleist vom ARD-Kleinstsender Saarländischer Rundfunk kann rund 16.000 Euro pro Jahr über Nebenjobs verdienen. RBB-Lenkerin Dagmar Reim verdiente laut "Spiegel" 12.000 Euro zusätzlich; ein Viertel davon hat sie allerdings gespendet.
Dem "Spiegel" zufolge gibt es Ansätze für ein Umdenken in den Spitzenpositionen bei ARD und ZDF. Als Beispiel wird Ulrich Wilhelm angeführt, der den Bayerischen Rundfunk führt und von sich aus auf seine Bezüge bei den Tochterfirmen Europool, Telepool und Bavaria Filmkunst verzichtet hat. Bei Radio Bremen bezieht demnach Intendant Jan Metzger seit März keine Vergütung mehr für seine Tätigkeit im Aufsichtsrat der Sendertochter BreMedia. Und Tom Buhrow, Ex-"Tagesthemen"-Mann mit neuem Chefposten beim WDR, mag zwar ein nochmals höheres Gehalt als Vorgängerin Monika Piel bekommen (laut "Spiegel" inklusive Dienstwagen 367.232 Euro pro Jahr). Aber der Spitzenverdiener unter den Öffentlich-Rechtlichen darf für seine Tätigkeiten in Aufsichtsgremien maximal 6000 Euro behalten.
Dass Senderchefs teils mehr verdienen als Spitzenpolitiker ist bereits vor rund zwei Jahren aufgedeckt worden, als in einer Welle von erzwungener Transparenz unter anderem Monika Piel ihren Gehaltsscheck auf den Tisch gelegt hat. Viele in der Medienbranche müssen mit dem auskommen, was die ARD-Oberen an Zuverdienst einstecken. Hier ein Einblick in das Gehaltsgefälle im Fernsehen.
Übrigens: Die Kritik am teils satten Nebenverdienst lässt nicht lange auf sich warten. Der medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Burkhardt Müller-Sönksen etwa sagt "Focus Online: "Offensichtlich sind Sparsamkeit und Transparenz im Umgang mit Beitragsgeldern reine Lippenbekenntnisse. Wir kritisieren die in den Berichten geschilderte Praxis scharf und fordern von den Sendeanstalten klare Compliance-Vorgaben und von den Bundesländern entsprechende Klarstellungen in den Landesrundfunkgesetzen."