"Mehr Transparenz" :
So viel gibt die ARD für "Tatort" und "Donna Leon" aus
Im Schnitt 1,4 Millionen Euro kostet die ARD der Sonntagabend mit dem "Tatort". Das Erste kommt dem Wunsch nach "mehr Transparenz" nach.
Im Zuge von "mehr Transparenz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk" legt die ARD und ihre Filmeinkaufsorganisation ARD Degeto jetzt offen, welche Budgets für fiktionale TV-Produktionen angesetzt werden. Demnach wird im Ersten am meisten Geld für TV-Events ausgegeben, die auf prominenten Primetime-Plätzen an Feiertagen gezeigt werden. Sie schlagen nach Angaben der ARD im Schnitt mit einem Minutenpreis von 19.000 Euro brutto zu Buche, wobei das Erste zehn dieser Premieren pro Jahr einplant. In der Regel 90 Minuten lang, werden pro Film-Event gut 1,7 Millionen Euro fällig.
Wirklich dick ist das Gesamtbudget für den Dauerbrenner "Tatort", der den Sonntag im Ersten prägt und auch nach Marktanteilen stützt. Im Schnitt 15.500 Euro an durchschnittlichen Minutenpreisen fallen für die Krimiproduktionen aus allen Landesteilen an; aus dem gleichen Topf wird der "Polizeiruf 110 gespeist. Die ARD setzt pro Jahr bis zu 48 dieser rund 1,4 Millionen Euro teuren Sonntagskrimis an. Für bis zu 67 Millionen Euro Jahres-Etat steht aber auch die Erwartung im Raum: "Für die Krimi-Programme ist die Zielsetzung die Marktführerschaft des Ersten auf dem Sendeplatz."
Ähnlich gut gefüllt werden die Töpfe für die 90-minütigen Fernsehfilme, die unter dem Label "FilmMittwoch im Ersten" immer um 20.15 Uhr laufen und für das Erste "die Königsdisziplin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, das fernsehkulturelle Spezifikum schlechthin" darstellen. 40 bis 44 Erstsendungen pro Jahr würden ausgestrahlt, heißt es. Der durchschnittliche Minutenpreis beträgt auch hier 15.500 Euro brutto, es kann aber auch über "Tatort"-Niveau hinausgehen: "Für herausragende Eventproduktionen liegt ein individuell zu verhandelnder Minutenpreis zugrunde, für den kein allgemeingültiger Durchschnittswert angegeben werden kann." Die ARD betrachtet den eigen- und auftragsproduzierten Fernsehfilm als eine der "wesentlichen Kernaufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Fernsehfilme tragen zur wesentlichen ‚Vermögensbildung‘ der ARD bei, heißt es zur Erklärung für das satte Budget.
Die TV-Filme am Freitag gehen bis zu einem durchschnittlichen Minutenpreis von 17.500 Euro hoch, ebenso hoch angesetzt sind die TV-Krimis mit Spielfilmqualitäten am Donnerstagabend. Zu ihnen gehört die "Donna Leon"-Reihe, die nach diesen Angaben pro Film knapp 1,6 Millionen Euro kostet. Serien wie "Um Himmels Willen" wirken dagegen direkt günstig. Sie sind wöchentlich am Dienstag ab 20.15 Uhr zu sehen, die Programmdirektion um Volker Herres kalkuliert hier mit 39 Folgen in Erstausstrahlung pro Jahr. Der Minutenpreis pro Folge liegt bei durchschnittlich 11.250 Euro brutto. Auch für koproduzierte Spät-Krimis, die wie "Ein Fall für Annika Bengtzon" in Erstsendung laufen, zahlt der ARD-Verbund im Schnitt 500.000 pro Film.
Genau aufgedröselt haben ARD und Degeto die Sendeplatzprofile aller fiktionalen Fernsehfilm-Plätze und der wichtigsten Spielfilmplätze im Ersten – "auf Anregung der Produzentenallianz, die jeweils gewünschten Genres klarer zu definieren". So sollen für die Produzenten die Angebote besser zugeordnet werden können. Von den Budgets profitieren durchaus die Mitarbeitenden; Drehbuch-Autoren des "Tatorts" können beispielsweise sehr gut von den Tantiemen leben.
Übrigens: Details zu Produktionskosten konnten in der Vergangenheit vereinzelt den Jahrbüchern der ARD entnommen werden. Neu ist die konzentrierte und klar gegliederte Darstellung unter daserste.de. Wie es heißt, verstehen die Fernsehfilm-Koordination und ARD Degeto das Projekt als "work-in-progress". Man werde entsprechend die jeweiligen Sendeplätze kontinuierlich weiterentwickeln und auch Profile für weitere Sendeplätze als Information für Gremien, Verbände und Öffentlichkeit aufnehmen. Wer noch mehr über die TV-Kosten im Ersten wissen will - hier geht's lang.