"Financial Times Deutschland":
So verabschiedet sich die "FTD"-Redaktion
Die letzte Ausgabe der "Financial Times Deutschland" ist erschienen. Für die Redaktion steht fest: Sie würde alles jederzeit wieder genauso machen.
"Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften - wir würden es jederzeit wieder genauso machen.", zieht die "FTD"-Redaktion Bilanz. Nach fast 13 Jahren ist heute die letzte Ausgabe der lachsfarbenen Wirtschaftszeitung erschienen, auch der Online-Auftritt wird nicht fortgesetzt.
Es ist ein schwarzer Tag - nicht nur für das Blatt, dessen finales Cover Trauer trägt, sondern für eine ganze Branche und zahlreiche Leser, die vielfach Beileidsbekundungen aussprechen. Mit dem Ende der "Financial Times Deutschland" geht der Verlust von Arbeitsplätzen einher und von einem Stück ausgezeichnetem Wirtschaftsjournalismus. Im Februar 2000 ist die "FTD" angetreten, eben diesen Sektor "ein wenig aufzumischen" - es ist ihr gelungen.
An der Einstellung der Mitarbeiter hat sich bis zum Schluss nichts geändert - tapfer wurde in den vergangenen Wochen weiterproduziert trotz des deprimierenden Wissens, dass der endgültige Redaktionsschluss kurz bevorstzeht. Treue Leser, unterstützende Worte - auch von ärgsten Kritikern - und eine Mannschaft, die zusammenhielt, gaben die nötige Kraft. "Mehr kann man als Journalist fast nicht verlangen.", so die Chefredaktion.
Viel Herzblut ist in die 44 Seiten der letzte Ausgabe geflossen. Zum internen Abschied gab es am Donnerstagabend ein "mächtiges Gelage", von allen anderen verabschiedet sich die Redaktion mit einer Entschuldigung:
"Zum Schluss möchten wir noch eine kurze, aber ernst gemeinte Entschuldigung loswerden. Entschuldigung, liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind. Es tut uns leid. Wir entschuldigen uns vorbehaltlos."
Ironie des Schicksals zeigt sich schließlich am letzten Verkaufstag: Schon früh am Morgen ist mancherorts keine "FTD" mehr erhältlich. Im Online-Shop kann man sich registrieren lassen und wird benachrichtigt, sobald wieder Exemplare verfügbar sind. Bei Bedarf werde nachgedruckt, heißt es. Die "FTD" ist aus - wäre es doch nur immer so gewesen.