
Joiz Germany/ DuMont Schauberg:
So startet Joiz neu durch
Mit verkleinertem Team, gestrafftem, non-linear ausgerichtetem Programmkonzept und M.Du Mont Schauberg als Gesellschafter legt der Social TV-Sender nach der Insolvenz im Dezember wieder los.
Der Social-TV-Sender Joiz hat seine Restrukturierung weitgehend abgeschlossen. Mit Zustimmung des Kartellamts ist nun Gesellschafter M.Du Mont Schauberg (MDS) mit zunächst 20 Prozent Anteilen und der Option auf 35 Prozent an Bord gekommen. Ende Mai sollen sich erste Projektteams von Joiz und MDS zusammensetzen, um Synergien auszuloten.
Das Kölner Medienhaus will von der Digitalexpertise der Joiz-Macher profitieren. Joiz erhofft sich umgekehrt Input an inhaltlich-redaktionellem Know how, etwa, wenn es um politische Themen geht. Für seinen Kölner Sender Köln TV hatte sich MDS zuvor bereits die technologische Plattform von Joiz als White Label-Lösung eingekauft. Mit ihr lassen sich TV und Aktivitäten in Social Networks über eine Community-Management-Plattform verknüpfen.
Der Neustart war für den Social-TV-Sender Joiz durchaus schmerzhaft. Von ehemals 50 Mitarbeitern sind nun nur noch 30 an Bord. Die Produktionsräume, die sich vormals über zwei Etagen im Berliner Postbahnhof erstreckten, legte das Management nun wieder auf einer Etage zusammen.
Kern der Sanierung war die Vertriebsstrategie: Das Management verzichtet konsequent auf alle linearen TV-Plattformen, die Einspeisegebühren verlangen - Kabel Deutschland etwa oder SES Astra. Dadurch werden Distributionskosten in siebenstelliger Höhe eingespart. Stattdessen konzentriert sich Joiz TV auf digitales Streaming über Anbieter wie Zattoo oder Magine TV, und auf die Lizensierung bestimmter Inhalte für Plattformen wie Telekom Entertain oder Vodafone TV. Dazu kommen die Nutzerzahlen der eigene Online-Plattform ( knapp 1,7 Mio. Page Impressions) und die Kontakte auf Social Media-Kanäle Twitter, Facebook und Instagram (insgesamt 320.000).
Konsequenterweise stieg Joiz im März auch aus dem AGF/GfK-Fernsehpanel aus, wo es nicht gelungen war, einen stabilen Marktanteil zu erreichen. "Die grobmaschige Messung des Fernsehpanels hat Joiz wegen seiner digitalen Ausrichtung nur ungenügend abgebildet und uns in der Vermarktung nicht weitergeholfen," sagt Alexander Mazzara. Der Joiz-Geschäftsführer und -Mitgründer glaubt aber weiter auch an lineares TV: Mit dem Kabelanbieter Unity Media verhandelt Joiz noch, bei TV Berlin und Family-TV bespielt Joiz lineare Sendefenster.
Inzwischen konzentriert sich der interaktive Jugend-TV-Sender aber auf die non-linearen Fernsehgewohnheiten seiner 14-29jährigen Zielgruppe und löst sich von starren, linear durchgeplanten Sendeformaten. So fallen zum Beispiel die Formate Jung&Naiv oder Brain&Body weg. Stattdessen verdichtet sich das Programm auf fünf Themenfelder, die flexibel und je nach Themenlage bespielt werden können - News&Stories, Musik, Filme&Serien, Lifestyle & Beauty sowie Gaming, in die sich User wie vorher auch über Skype, Twitter Facebook und - neu: nun auch über das gute alte Telefon - einklinken können.
Täglich gibt es zwei Livestrecken: "Check in", das montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und "Live&Direkt" von 17 Uhr 30 bis 18 Uhr 30. "Statt festgefügte Sendungen zu füllen sind wir nun in der Produktion flexibler und können spontan einzelnen Themen und Geschichten den Raum geben, den sie jeweils benötigen," sagt Britta Schewe. Schewe verantwortet bislang die Verbreitung von Joiz Germany und stieg nun zur Co-Geschäftsführerin an der Seite von Alexander Mazzara auf.
An die 80 Prozent der Vermarktungserlöse hat Joiz bislang über Branded Entertainment erzielt, das mit Werbekunden wie Coca-Cola oder Skoda verwirklicht wurden. In der Insolvenzphase sprangen einige Kunden ab. Zum Neustart sind nun zunächst der Snack-Anbieter Skittles sowie die Barmer GEK an Bord. Die Leistung ihrer Kampagnen, die Interaktionen und Reichweiten auf allen Joiz-Plattformen werden nun vom Institut für angewandte Kommunikationsforschung (IaKom) gemessen. "Inhaltlich funktioniert unser Konzept, digital haben wir stabile Zuwachsraten, " sagt Mazzara, "und es gibt Werbekunden, die an uns glauben".
Dennoch verhandelt das Joiz-Management auch mit dem TV-Vermarkter Goldbach Media Deutschland. Der versucht gerade mit erheblichen Schwierigkeiten, kleinere TV-Sender zu bündeln, um den großen TV-Blöcken und ihren Mediadeals im festgefahrenen deutschen TV-Markt etwas entgegenzusetzen.