Einmaliges Heft-Revival:
So sieht Springers Allegra 2.0 aus
"Allegra" ist wieder da - keine tyische Frauenzeitschrift, aber von Springer für Frauen gemacht. Im Jahr 2014 gibt es eine digitale Variante.
Das etwas andere Frauenmagazin "Allegra" ist wieder da: Springer hat den ungewöhnlichen Titel als einmalige Sonderausgabe in einer Druckauflage von 120.000 Exemplaren am Donnerstag wieder an den Kiosk gebracht: "Eine gute und besonders coole Freundin kommt nach langer Abwesenheit zurück", beschreiben die Redaktionsleiter Uli Morant und Joachim Henschel das Magazin. Der One-Shot ist für 4,90 Euro zu haben. Allegra 2.0 – schließlich schreiben wir das Jahr 2014 – kostet als erweiterte iPad- und Tablet-App 4,49 Euro.
Entstanden ist die neue "Allegra" in einer eigenen Revival-Redaktion im Axel Springer Mediahouse Berlin, der Heimat der deutschen Ausgabe des Musikmagazins "Rolling Stone". Verlagsgeschäftsführerin Petra Kalb verspricht "keine typische Frauenzeitschrift", dafür aber ein Heft, das "Frauen und ihre Themen anspricht". Die alten "Allegra-Tugenden" seien aufgegriffen worden: "frech, mutig und kontrovers". Aber natürlich habe das Team "vor allem vorwärts geschaut und den Spirit der Marke auf die heutige Zeit übertragen".
So umfasst das Revival nun 204 Seiten. Es bietet in fünf Ressorts vor allem lange Reportagen, Autoren-Stücke und Fotostrecken. "Allegra"-typische Themen der Neuzeit sind: "Silicon Love", die Partnersuche in der Technologie-Hochburg und Milliardärs-Stadt Palo Alto oder das Zukunfts-Dossier "Und was kommt jetzt?", wo 20 prominente Frauen spezielle Zukunftsfragen beantwortet. Andreas Petzold, der "Allegra" Mitte der 90er Jahren gründete und heute Herausgeber von "Stern" und "Capital" ist, schreibt in der Revival-Ausgabe: "Bei der Präsentation des Konzeptes hatte ich erklärt: 'Es muss doch gelingen, für junge Frauen ein Magazin zu machen, das ohne Cellulite-Dragees, Diäten und Schönheitsfarmen auskommt!' Das war vielleicht etwas naiv, kam aber gut an. Umso mehr freut es mich, dass der Axel Springer Verlag dieses schillernde, spritzige Mädchen noch einmal aufleben lässt. Ein junges Blatt mit 20 Jahre alten Wurzeln."
Auch an die Tradition als Autorenmagazin knüpft Springer an. Die Revival-Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit prominenten Journalisten und Autoren: Alexa Henning von Lange und Benjamin von Stuckrad-Barre treffen sich beispielsweise zu einer Dampferfahrt und schreiben übereinander - vor 16 Jahren haben sie das für "Allegra" übrigens schon einmal gemacht. Paula Lambert hat die Kolumne "Sex ist einfach schön - sofern man bereit ist, sich von komplizierten Stellungen und Ansprüchen zu verabschieden" verfasst. Judith Holofernes begibt sich auf die Spuren des Chelsea Hotel in New York, einer berühmten Künstlerherberge.
"Allegra" hatte eine wechselvolle Geschichte: Der Ex-"Bild"-Journalist Jens Eichler hatte Ende 2004 einen Verlag gegründet, um die kurz zuvor von "Springer" eingestellte Zeitschrift "Allegra" wiederzubeleben. Damalige Begründung von Springer: Das in den 90er Jahren erfolgreiche Heft biete "keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive" mehr. Anzeigengeschäft und Vertriebsmarkt lagen weit unter den Verlagsvorgaben. Ihren Tiefststand erreichte "Allegra" Ende 2003 mit 164.653 verkauften Exemplaren – den Anzeigenkunden waren allerdings 200.000 Exemplare garantiert. Das schreckte Eichler nicht: Er kaufte die Titelrechte und brachte "Allegra" im März 2005 zum Preis von zwei Euro zurück an den Kiosk. 2007 war aber Schluss. Doch Springer holte sich immerhin die Markenrechte zurück, die jetzt kurzfristig wiederbelebt wurden. Ähnlich hat es Burda mit dem Kultmagazin "Max" gehalten - und den Titel als Sonderausgabe einmal auf den Markt zurück gebracht.