Kurssturz nach Gerüchten:
So reagiert Ströer auf die Börsen-Attacke
Ströer am Börsen-Pranger: Der Vermarkter muss nach Gerüchten über weniger Onlineumsatz einen Kurssturz wegstecken und Anleger beruhigen.
Der US-Hedgefonds Muddy Waters, der sein Geld häufig mit Leerverkäufen verdient, hat eine Attacke auf den im MDax notierten Kölner Medienkonzern Ströer gestartet.
Ein mit Vorwürfen gespickter Bericht, wonach der Digital- und Außenwerbevermarkter unter anderem überhöhte Wachstumszahlen für die Onlinesparte ausgewiesen haben soll, ließ den Börsenkurs binnen weniger Minuten in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Neun-Monats-Tief von 38 Euro fallen. Dabei wechselten bis Mittag mehr als fünf Mal so viele Ströer-Aktien den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.
Ströer wies nun in einem Bericht an seine Aktionäre sämtliche Anschuldigungen als verleumderisch zurück, nachdem sogar die Finanzaufsicht Bafin die Börsenentwicklung "routinemäßig" ins Visier genommen hatte. Ströer kritisierte die Darstellung als ”verleumderisch und an den Haaren herbeigezogen“. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr Vermarkter Interactive Media und den größten Portalanbieter T-Online von der Deutschen Telekom übernommen hatte, habe den besten Jahresbeginn seiner Geschichte erlebt, hieß es. Das Unternehmen werde sicherstellen, dass die Rechte der Ströer-Eigentümer geschützt würden.
Am Freitagvormittag hat Ströer zusätzlich eine 17-seitige Stellungnahme veröffentlicht, die sich vertieft mit dem Vorwürfen auseinandersetzt und Muddy Waters Capital vorwirft, den Aktienkurs zu manipulieren. Das US-Dossier bestünde "in erster Linie aus der Verarbeitung von Ströer bereits veröffentlichten und bekannten Fakten, die in bewusst irreführenderweise dargestellt und mit falschen Behauptungen und Unterstellungen vermengt und damit verfälscht werden, um die Aktionäre von Ströer aus eigenem wirtschaftlichen Interesse (Short-Position von Muddy Waters Capital) gezielt zu schädigen", hieß es dort. Ströer nimmt das Thema sehr ernst: Am Freitagnachmittag, 14 Uhr, will sich das Management den Fragen von Journalisten stellen.
Ströer will nach eigenen Angaben "verschiedene rechtliche Maßnahmen ergreifen" und steht mit den zuständigen Behörden, insbesondere mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, bereits im Austausch.
Auch wenn Ströer schnell gegensteuerte: Die Kölner büßten am Donnerstag 780 Millionen Euro an Börsenwert ein. Das Unternehmen wird derzeit immerhin mit knapp 2,2 Milliarden Euro bewertet. Am Freitag hat sich der Kurs übrigens wieder deutlich über 40 Euro eingependelt.
W&V Online/dpa