108 Stellen weg:
So protestiert das T-Online-Team gegen Ströers Radikalkurs
Aus Protest gegen geplante Entlassungen durch den T-Online-Eigner Ströer schalteten Darmstädter Redakteure besondere Werbung auf Google.
Nach der Übernahme des Ex-Telekom-Portals T-Online durch den Werberiesen Ströer muss in der alten Belegschaft mit zahlreichen Entlassungen am Standort Darmstadt gerechnet werden. Nun schlagen die Mitarbeiter den Kölner Käufer mit den eigenen Waffen: Sie haben ihrerseits eine Anzeige auf Google geschaltet. Wer dort am Montagnachmittag "Ströer Aktie" eingab – der erhielt die Protest-Anzeige. Inzwischen ist die Anfrage wieder normalisiert.
Wörtlich heißt es in einem Protestschreiben der Mitarbeiter:
"Dass mit den 108 Stellen, die Ströer streichen will, auch jede Menge Know-How verloren geht, dürfte sich mit der Google-Aktion zeigen. Denn in der Darmstädter Redaktion kennt man sich seit Jahren im Bereich Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Social Media (SM) aus."
Das Team kündigt weitere Proteste an - wie etwa eine symbolische Flashmob-Beerdigung auf Facebook vor einigen Tagen. Mit der Werbeaktion bei Google wollen die Betroffenen nach eigenen Angaben potenzielle Anleger oder Bewerber über den Ströer-Kurs informieren.
Auch weisen die "bald arbeitslosen Redakteure" darauf hin, dass ihnen Ströer im November 2015 nach der Übernahme von T-Online.de in einem Schreiben eine "gemeinsame, erfolgreiche Zukunft" zugesichert habe. Die Gewerkschaft Verdi vermute hinter dieser Aktion eine reine Tarifflucht, zumal die geschassten Darmstädter Redakteure nach einem Tarifvertrag arbeiten, "den die Berliner nicht erhalten werden", heißt es weiter.
Bündelung der Inhalteproduktion am Ströer-Standort Berlin
Ströer hatte im September verkündet, dass er zum 1. April 2017 den Standort von T-Online in Darmstadt schließen werde. Die gesamte Inhalteproduktion für alle zehn Ströer-eigenen Special-Interest-Plattformen und die Nachrichtenproduktion für T-Online werden in Zukunft von einer Zentralredaktion in Berlin aus gesteuert. Für 108 Mitarbeiter am Standort Darmstadt bedeutet es das Aus. Sie haben die Möglichkeit sich auf eine Stelle in Berlin zu bewerben - allerdings gebe es keine Job-Garantien, so das Unternehmen.