Roadshow:
So kapert Oliver Kalkofe den Sender Tele 5
Tele 5 geht mit Oliver Kalkofe auf Roadshow – und lässt den Comedian künftig auch ein bisschen Programmchef spielen...W&V-Redakteurin Petra Schwegler über die Pläne des Senders und seines neuen Stars.
Oliver Kalkofe ist gut in Form - und rechnet wieder ordentlich mit dem Fernsehen ab. So viel ist sicher nach der Premiere der diesjährigen Tele-5-Programm-Roadshow in München. Wenn der Comedian ab kommenden Freitag wöchentlich um 20.00 Uhr 30 Wochen lang mit "Kalkofes Mattscheibe – Rekalked" jetzt beim Tele-München-Kanal zu sehen sein wird, müssen sich die Macher der unzähligen Real-Life-Formate im deutschen Privatfernsehen warm anziehen. Diese nimmt Kalkofe aktuell besonders ins Visier - noch werden "Rekalked"-Folgen produziert.
Bevor ein kleiner Vorgeschmack auf die Sticheleien im "Mattscheibe"-Revival folgt, noch ein Hinweis: Oliver Kalkofe kapert Tele 5 mehr als erwartet. Das Team um Geschäftsführer Kai Blasberg und Programmchef Thomas Friedl überlegt gemeinsam mit dem neuen Sendergesicht, eine Reihe richtig trashiger Filme aufzulegen und sie eventuell im Rahmen einer Eventprogrammierung auszustrahlen. Diese Streifen – zum Teil bereits mit guten Quotenergebnissen von Tele 5 gezeigt - hätten eine echte Fangemeinde und würden nirgendwo anders mehr laufen, so das Argument. Möglicher Titel der Reihe: "Die schlechtesten Filme aller Zeiten", jeweils anmoderiert von Kalkofe. Ihm schweben Titel vor wie der Schocker "Two-headed Shark Attack" oder Italowestern à la "Django" und "Der Tod ritt dienstags". Auch am Kult-Trashstreifen "Sharktopus" scheint Oliver Kalkofe gelegen zu sein: "Oben Zähne, unten Noppen, macht man am Auto fest und frisst vorbeifahrende Radfahrer", so lautet seine Kurzzusammenfassung des Schockers.
Hier nun einige Zoten, die so oder so ähnlich Agenturchefs und Entscheider aus der werbungtreibenden Wirtschaft beim diesjährigen Herbst-Screening von Tele 5 in Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg noch erwarten. Ach ja - mit vier Eigenproduktionen will der Münchner Sender ab Oktober sein Comedy-Segment ausbauen. Neben Kalkofe bekommen auch Christian Ulmen, Peter Rütten und Benjamin von Stuckrad-Barre eine wöchentliche Show.
- Vermarktungschef Stefan Graf und Geschäftsführer Kai Blasberg heißen die Gäste jeweils zum "Media Kabarett" Willkommen. Oliver Kalkofe kommentiert es so: "Blasberg und Graf – daraus könnte man eine Sat.1-Anwaltsserie machen." Danach soll er alle Vorzüge von Tele 5 vorstellen – "das geht zum Glück sehr schnell". Und das vor einem Publikum, das vor virtueller Marktmacht nur so strotzt. "Die Luft hat einen Ständer", wirft der Comedian den Etatverwaltern entgegen.
- Tele 5 inmitten der Fernsehlandschaft setzt Kalkofe mit dem kleinen gallischen Dorf von Asterix und Obelix gleich, mit einem Senderchef, der in eine "Tasse voll Zaubertrunk" gefallen sei. Kalkofe: "Die Fernsehsender servieren auf einem Silbertablett vergoldete Kacke mit einer Kirsche drauf und verkaufen das als Kobe-Rind. Tele 5 ist anders: Die sagen einfach, dass es Kacke ist, und senden es trotzdem."
- Oliver Kalkofe ordnet Tele 5 ein. Der Sender hat längst auf die neue Referenzzielgruppe 20 bis 59 Jahre umgeschwenkt. Das mit der Zielgruppe 14-49 sei ohnehin nur eine Erfindung von RTL gewesen, die einfach alle Privatsenderübernommen hätten, "weil dort viele gesoffen und gekokst und wohl gedacht haben, dass sie das Alter eh nicht erleben". Und so lange diese Zielgruppe noch gelte, sei man ab 50 "der umkippende Sack Reis der Medienwelt in China". Mittlerweile wisse man aber, dass auch 50-Jährige noch ein Gehalt beziehen. Und die 14-Jährigen Teenies, denen man früher Einkaufsmacht bescheinigt habe, würden mit Hosen auf Halbmast nur mehr ächzen: "Gib misch Euro, Opfer!". Kalkofe weiter: Es könne schon sein, dass daneben das ZDF noch um die Zielgruppe der "80- bis 97-Jährigen" bemüht sei, aber alles in allem sei der Schritt hin zur Zielgruppe 20-59 sinnvoll. "Das ist immer noch Scheiße, aber klügere Scheiße", findet Oliver Kalkofe.
- Der Comedian setzt sich auch mit den kurzen Filmen zwischen den Filmen auseinander und findet den einen oder anderen Werbespot – auf seine ironische Weise – erwähnenswert. Die Carglass-TV-Kampagne erinnere ihn beispielsweise an einen "Vorlesewettbewerb bei Logopäden". Er möchte nicht die Tür öffnen, sollte Seitenbacher davorstehen. Beim Bratmaxe-Song würde Kalkofe gar am liebsten zum Killer werden.
- Über die neue "Qualität" des Fernsehens lässt sich Kalkofe aus. Für Castingshows würden Kandidaten im Jahr 2012 in der Schlange vor dem Arbeitsamt gesucht – je dicker, desto besser. "Bauer mit Frau" versuche, auch die letzten Randgruppen noch zu verkuppeln.