Kreation des Tages:
So beschwört Dior den Mythos in Corona-Zeiten
Onlinevideo statt Laufsteg: Die Pariser Luxusmodemarke Dior zeigt ihre neue Herbst-Winter-Kollektion in einem zehnminütigen Kurzfilm, der den Betrachter in eine Traumwelt der Mythologie entführt.
Corona und kein Ende: Auch die Pariser Haute-Couture-Schauen müssen 2020 digital stattfinden. Statt auf dem Laufsteg präsentieren die Modehäuser ihre Kollektionen in Onlinevideos. Dior hat sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen und präsentiert die Herbst-Winter-Kollektion 2020/21 in einem Kurzfilm, den der italienische Regisseur Matteo Garrone gedreht hat. Der Titel lautet "Le Mythe Dior". Und er wird beim Wort genommen:
In einer Manufaktur werden liebevoll Puppenkleider-Miniaturen der Kollektion angefertigt. Zwei Pagen tragen danach eine große, hausförmige Truhe wie eine Sänfte durch eine antike Wald- und Flusslandschaft, bevölkert mit Nixen, Nymphen, Sirenen, Satyrn, Narziss und einer lebendigen Venusstatue. Suggestive Glockenspiel-, Streicher- und Harfenklänge, akzentuiert durch sanfte Rhythmen und pastorale Oboentöne, untermalen das Idyll (Musik: Paolo Buonvino).
Die Pagen öffnen ihre Truhe, und die Naturwesen ergötzen sich an den nun sichtbaren Schätzen der Modellkollektion. Das also ist der Mythos von Dior. Am Ende tragen die Figuren die neuen, echten Kleider und haben den Schritt von der Natur in die (Textil-)Kunst Diors vollzogen.
Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri greift die aktuelle Situation während der Pandemie auf und will mit dem Film auf das "Théâtre de la Mode" nach dem Zweiten Weltkrieg anspielen: Damals wurden Kleider in Puppengröße um die ganze Welt geschickt, um die französische Modebranche wieder in Gang zu bringen: "Surrealistische Bilder schaffen es, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Mein Interesse gilt der Mystik und der Magie, weil sich damit unter anderem die Ungewissheit der Zukunft aus dem Kopf verbannen lässt", sagt sie über ihre neue Kollektion.
Der Film setzt diese bildstark und anspielungsreich in Szene. Chapeau!