Dieser Meinung hängt allerdings auch die Mehrheit der digitalen Migranten an. Diese 20-Prozent-Gruppe (14 Millionen Menschen) setzt sich laut Sinus zu gleichen Teilen aus den "verantwortungsbedachten Etablierten" und den "postmateriellen Skeptikern zusammen. Für sie ist das Internet eher Mittel zum Zweck als Faszinosum. Sie stehen vielen Entwicklungen im Internet skeptisch gegenüber und nehmen die Themen Sicherheit und Datenschutz sehr ernst.

Ganz anders dagegen die Milieus der Digital Natives: Für diese 28 Millionen "unbekümmerten Hedonisten", effizienzorientierten Performer" und "digital Souveränen" - 41 Prozent der Bevölkerung - stellt die digitale Welt ganz selbstverständlich einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie gehen in der Regel eher unbekümmert mit privaten Daten im Internet um und sind der Meinung, der Staat solle sich aus dem Thema Internetsicherheit heraushalten. Sie haben wenig Verständnis für Menschen, die sich im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.

Für die Politik, die sich gerade an dem Anti Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) und den Protesten dagegen abarbeitet, lässt sich aus diesen gegensätzlichen Haltungen jedenfalls kein Hinweis filtern, wie sich Sicherheit und Freiheit im Internet sinnvoll ausbalancieren ließen.

Das Hamburger Institut DIVSI wurde im vergangenen Jahr gegründet und wird von der Deutschen Post mitfinanziert. Es will Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum Thema Internetsicherheit vernetzen, Risiken elektronischer Transaktionen analysieren, um mehr Vertrauen ins Internet zu schaffen. Schirmherr war bislang der designierte Bundespräsident Joachim Gauck, seine Schirmherrschaft ruht derzeit allerdings.


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.