
Seitenbacher Müsli: Penetranz als Werbestrategie
Seitenbachers Radiospots polarisieren - vielen läuft der schwäbische Dialekt zuwider. Warum das Marketingkonzept des Müsli-Herstellers trotzdem so erfolgreich ist, untersuchte das SWR-Verbrauchermagazin "Marktcheck".
"Seitenbacher-Müsli – lecker, lecker, lecker!" - die Meinungen zum simplen, aber prägnanten Slogan des Müsli-Herstellers gehen weit auseinander. Kein Wunder, Firmenchef und Werbestimme Willi Pfannenschwarz polarisiert mit ausgeprägtem schwäbischen Dialekt.
Reaktionen auf die Radiospots haben oft den selben Tenor: "Da drehe ich immer leiser!" Und wer sich bei Google über die Marketingstrategie des Unternehmens informieren will, bekommt bei den Suchvorschlägen bereits an dritter Stelle "seitenbacher werbung nervt" angeboten.
Trotz des eher negativen Eindrucks, den die Spots in der Öffentlichkeit hinterlassen, scheinen sie doch viele Verbraucher zu überzeugen. Bereits zehn Jahre nach der Firmengründung gehörte Seitenbacher zu den fünf größten Müsli-Lieferanten in Deutschland. Derzeit setzt das Unternehmen zwischen fünf und zehn Millionen Euro jährlich um.
Was ist das Erfolgsrezept von Seitenbachers Werbung? Wie lassen sich mit einer derart penetranten Strategie Kunden gewinnen? fragte das Verbrauchermagazin des Südwestrundfunks "Marktcheck" in einer kürzlich gesendeten Folge.
Um sich von internationalen Konzernen abzuheben, setzt Seitenbacher konsequent auf die Faktoren Bodenständigkeit und Regionalität. Gesundheitsbewusst leben mit Produkten aus der Umgebung - so das Markenversprechen. Werbung müsse differenzieren, um zum Kunden durchzudringen, erklärt Werbe-Experte Markus Voeth im Marktcheck-Interview. In dem Kontrastprogramm zu anderen Marken liege der entscheidende Vorteil. Ganz nach dem Motto "Schlechte Werbung ist auch Werbung".
Entsprechend der Polarisierungsthese von Voeth fällt dann auch ein Test aus, der in der Sendung durchgeführt wird. Für eine imaginäre Schokoladensorte nimmt Marktcheck zwei Radiospots auf - einen auf Schwäbisch und einen auf Hochdeutsch. In einer Fußgängerzone werden sie Passanten vorgespielt. Das Ergebnis ist beinahe unentschieden. Der Dialekt, den manch einer als unangenehm empfinden mag, fördert in jedem Fall den Bekanntheitsgrad der Marke. Die Strategie geht auf.