Agentur-Historie:
Scholz & Friends: Die Highlights aus 35 Jahren
Am Freitag feierten 600 Freunde mit einer Party im Berliner "Haubentaucher" das 35-jährige Bestehen von Scholz & Friends. Das Wetter war stürmisch. Auch die Agentur hat bewegte Zeiten hinter sich: Doch sie blieb stets eine konstante Größe und eine der kreativsten Adressen hierzulande. Die Geschichte der Agentur im Zeitraffer.
Rückblende - wir schreiben das Jahr 1981: Für BBDO war es ein Schock, als Jürgen Scholz - damals Chef von Team/BBDO in Hamburg - zusammen mit seinem Partner Michael Menzel die Networkagentur verließ, zwei Großkunden mitnahm und in der Hansestadt die Agentur Scholz & Friends aus der Taufe hob. W&V schrieb in der Ausgabe vom 6. Februar 1981 von der "Scholz-Lawine", deren Auswirkungen bis in die New Yorker BBDO-Zentrale für erhebliche Unruhe sorgten.
Es war der Beginn einer langen und wechselvollen Agenturgeschichte. Die Scholz & Friends-Historie ist eng verbunden mit dem Kaffeeröster Tchibo und der langjährigen Tchibo-Tochter Reemtsma. Die Kunden-Agentur-Beziehung zwischen Jürgen Scholz und dem Tchibo-Eigentümer Günter Herz war eine ganz besondere - und von Anfang an von starkem, persönlichem Vertrauen geprägt.
Unvergessen ist bis heute die legendäre "Test the West"-Kampagne, mit der die Zigarettenmarke West Anfang der 80er-Jahre neu im Markt eingeführt wurde. Produkteinführung und Kampagne wurden ein riesiger Erfolg. Kaffeereklame und Zigarettenwerbung waren für die Friends weit mehr als bloß ihr Steckenpferd. Slogans wie "Ich rauche gern" (R 1) oder "Come together" (Peter Stuyvesant) stammen ebenso von den Freunden wie das für das Non-Food-Geschäft von Tchibo prägend gewordene Motto "Jede Woche eine neue Welt".
1986 verkauften die Agenturgründer ihre Anteile an die Bates-Gruppe (später: Cordiant). Jürgen Scholz zog sich 1992 aus der Agenturführung zurück und wechselte - ausgerechnet - in den Aufsichtsrat der Hamburger Neugründung Jung von Matt.
Von 1990 an waren Sebastian Turner und Thomas Heilmann dann die prägenden Gesichter der Agentur: Die beiden bauten Berlin als zweites Standbein neben dem S&F-Gründungsstandort Hamburg auf. In diese Turner/Heilmann-Ära fallen die legendäre Baden-Württemberg-Kampagne "Wir können alles. Außer Hochdeutsch" sowie im Jahr 1995 die Wiederbelebung der FAZ-Kampagne "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf".
Das Jahr 2003 brachte für Scholz & Friends eine weitere Zeitenwende. Nachdem die Muttergesellschaft Cordiant in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, übernahmen etwa 40 S&F-Führungskräfte die Agentur im Rahmen eines Management-Buy-outs. Im selben Jahr wurde Frank-Michael Schmidt Deutschlandchef der inzwischen international tätigen Agentur. Im Jahr 2008 gaben Turner und Heilmann die Führung der Agentur endgültig ab. Turner ist inzwischen Herausgeber des Berliner "Tagesspiegel"; Heilmann seit 2012 Berliner Justizsenator.
2011 wurde Scholz & Friends von der weltweit größten Werbeholding WPP übernommen. Im Oktober 2015 gab WPP 25 Prozent der Anteile wieder zurück an das Management.
Das jüngste Kampagnen-Highlight der Traditionsagentur ist zweifelsohne der erfolgreiche Opel-Auftritt "Umparken im Kopf" aus dem Jahr 2014. Mit ihm verhalf die Agentur einer praktisch verloren geglaubten Marke zur dringend nötigen Imagewende.
Am vergangenen Freitag feierten 600 Friends mit einer Party im Berliner "Haubentaucher" das 35-jährige Bestehen der Kreativschmiede. Das Wetter war ziemlich wechselhaft - so, wie auch die Agentur in dreieinhalb Jahrzehnten teilweise durch stürmische Zeiten ging. Doch stets gehörte Scholz & Friends zu den größten Agenturen und zu den kreativsten Adressen hierzulande.
Herzlichen Glückwunsch!