
KMS-Chef Knut Maierhofer:
Schöner arbeiten: "Design ist auch ein Faktor beim Employer Branding"
Über Geschmack lässt sich nicht streiten, über die Einrichtung von Agenturen dagegen schon. Wie wichtig ist Interior Design für eine Agentur und ihre Mitarbeiter eigentlich? Und wie gravierend für die Agentur-Finanzen? W&V hat bei Knut Maierhofer nachgefragt, dem Gründer und CEO des Münchner Branding-Spezialisten KMS Team.
Über Geschmack lässt sich nicht streiten, über die Einrichtung von Agenturen dagegen schon. Stylisches Mobiliar wird zwar von Mitarbeitern und Kunden geschätzt, aber wehe, die Designermöbel wirken zu teuer. Dann kommt schnell der Vorwurf auf, der Agenturchef investiere lieber in USM-Haller-Schränke und Vitra-Stühle als in sein Personal. Wie wichtig ist Interior Design für das (Employer) Branding eigentlich? Und wie gravierend für die Agentur-Finanzen? W&V hat bei Knut Maierhofer nachgefragt, dem Gründer und CEO der Münchner Branding-Agentur KMS Team.
Herr Maierhofer, zu einer guten Agentur gehört die stylische Inneneinrichtung. Ist das ein notwendiger Teil des Markenauftritts, die Marotte des Agenturchefs oder einfach nur ein Klischee?
Wir betrachten Corporate Architecture genauso wie Corporate Design als Teil des Unternehmensauftritts. Sie vermittelt natürlich auch die Unternehmensidentität.
Mirko Kaminski von der Agentur Achtung hat neulich ziemlich viel Kritik dafür einstecken müssen, dass er "coole Agenturräume" als Argument beim Recruiting einsetzt. Es kommt dann oft der Einwand: "Agenturen sollen lieber in höhere Gehälter für die Mitarbeiter als in den Innenarchitekten investieren". Können Sie das verstehen?
Gute Architektur, auch Innenarchitektur, muss nicht unbedingt teurer sein als schlechte. Wenn zwischen Architektur und Bezahlung der Mitarbeiter ein großes Gap existiert, dann kann ich Kritik von Mitarbeitern verstehen. Mehr Schein als Sein hat sich auf lange Sicht noch nie ausgezahlt. Aber die Lohnkosten sind nach wie vor der größte Kostenfaktor im Dienstleistungssektor, vor allem in der Agenturszene.
Spätestens seit Apple wissen wir, dass Design ein Wettbewerbsfaktor ist. Wie wichtig ist der Wettbewerbsfaktor Design beim Employer Branding?
Design ist sicher auch ein Faktor beim Employer Branding. Meiner Meinung nach ist aber die Gesamtheit aller Faktoren entscheidend. Als guter Arbeitgeber reicht es nicht anspruchsvolle Architektur zu präsentieren, die gesamte Kultur eines Unternehmens ist entscheidend. Klarer Führungsstil, transparente Kommunikation sowie eindeutige und nachvollziehbare Ziele und Entscheidungen zählen da genauso wie die adäquate Bezahlung der Mitarbeiter. Ebenso wichtig sind Kollegialität, Respekt und Fairness gegenüber den Mitstreitern und interessante, anspruchsvolle Aufgaben. Aber wir als Markenagentur wissen auch: Die Form strukturiert den Inhalt. Ein Kunde sollte auch immer gleich den Anspruch einer Agentur spüren können. Architektur ist stets auch ein Marketinginstrument.
Wie teuer ist gutes Interior Design überhaupt? So teuer, dass Agenturen am Gehaltsniveau der Belegschaft sparen müssen?
Gemessen am Mitteleinsatz anderer Branchen ist die Investition in gute Architektur in der Agenturszene überschaubar. Wenn Kritik der Mitarbeiter an dem Verhältnis Architektur/Gehalt laut wird, sind meist mehrere der vorher genannten Faktoren im Unreinen – oder es herrscht einfach Unwissenheit. Denn entscheidend sind die Investitions- und letztlich auch Mietkosten pro Arbeitsplatz.
Wie würden Sie den Stil Ihrer eigenen Agenturräume beschreiben? Wer ist für das Interior Design bei Ihnen zuständig?
Unsere Architektur würde ich als funktional, aber auch großzügig beschreiben. Weil wir uns von unseren Mitarbeitern wünschen, dass sie "groß" denken. Und wer kann das schon in kleinen, dunklen Ecken? Das ist allenfalls in der Anfangseuphorie möglich, die wir immer wieder bei Start-ups finden. Als Inhaber und Geschäftsführer ist man natürlich für die Architektur verantwortlich. Ich finde wir verbringen so viel Zeit in der Arbeit, dass gute Architektur ein Postulat ist. Wie heißt es so schön: Erst gestalten wir die Räume und dann gestalten sie uns.
Sie wollten es wahrscheinlich verdrängen, aber vielleicht erinnern Sie sich trotzdem: Wie sah das hässlichste Büro aus, das Sie jemals betreten haben?
Das hässlichste Büro – übrigens das eines Unternehmens, das wir alle kennen – sah so aus, als wäre man gerade ausgezogen. Nur die Möbel waren noch nicht abgeholt.