
Saturn kommt Media Markt bei Web-Offensive zuvor
Laut "FTD" darf die kleinere der beiden Metro-Elektromarken noch 2011 im Web Produkte verkaufen.
Gerade erst hat sich Media-Markt zu einer klareren Multichannel-Strategie durchgerungen, die nach der Trennung von der Werbeagentur Kempertrautmann von neuen Kreativen begleitet werden soll. Nun muss das Unternehmen auf dem Weg hin zu mehr E-Commerce der kleineren Metro-Schwester Saturn den Vortritt lassen: Wie die "Financial Times Deutschland" in ihrer Freitagsausgabe berichtet, soll Saturn in der zweiten Jahreshälfte den Onlinemarkt testen - und damit noch vor Media Markt.
Anders als bei den laufenden Tests im Ausland – gemeint sind Österreich und Niederlande - werde im Heimatmarkt nicht die Stammmarke Media Markt den Anfang machen, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen Elektronikhändler. "Ein Start mit Saturn passt zu den Aktivitäten zum 50-jährigen Markenjubiläum in diesem Jahr", so der zum Jahreswechsel angetretene Firmenchef Horst Norberg gegenüber der "FTD". Dem Blatt zufolge geht der Zeitplan auf einen Wunsch des Chef des Großaktionärs Metro, Eckhard Cordes, zurück. Er, der von allen Konzerngesellschaften mehr Internetgeschäft verlangt, soll Media-Saturns Eintritt ins Internetzeitalter bis spätestens Ende Juni angeschafft haben. Noch hängt es aber der "FTD" zufolge an der Technik. Dabei muss Media-Saturn rasch handeln: Im vergangenen Jahr hat die Online-Konkurrenz arg an den Umsätzen der Elektronikmärkte gekratzt.
2007 hat Media-Saturn einen ersten Onlineshop wieder aufgegeben, nachdem dieser nie in Schwung gekommen ist. Pläne für einen Onlineshop gibt es bereits, aber einen Launchtermin kommuniziert das Unternehmen nicht, nachdem es in der Vergangenheit seine Termine nie einzuhalten vermochte. Ursprünglich sollten Ende 2009 in den Niederlanden und Österreich Onlineshops starten und die dort gewonnenen Erfahrungen im Lauf des Jahres 2010 auf den deutschen Markt übertragen werden. Allerdings befinden sich das österreichische und das niederländische Projekt immer noch in der Testphase.
Im Herbst hat der Ende 2010 geschasste CEO Roland Weise einräumen müssen, dass ein Online-Shop 2011 nicht mehr in Deutschland starten würde. Kurz darauf ist er seines Postens enthoben worden. Lediglich der Verkauf von digitalen Gütern wie E-Books oder Musik funktioniert über die Online-Seiten des Unternehmens. Den Grund in dem digitalen Vertriebs-Flop vermuten Branchenkenner vor allem darin, dass die Konsumenten andere Erwartungen im Netz haben. Vor allem das Thema Preisvergleich spielt online eine große Rolle. Hinzu kommt das Problem mit der Struktur der Filialunternehmen. Sie können jeweils lokale Preise festlegen, einer nationalen Preisgestaltung arbeitet das entgegen.
Während Saturn im Bereich E-Commerce die Nase vorne hat, tritt er bei einem anderen Vertriebskanal in die Fußstapfen der Konzernschwester Media Markt. Seit heute gibt es auch von Saturn Automaten, in denen Kleinelektronik verkauft wird. Den ersten "Saturn Xpress"-Automaten gibt es am Düsseldorfer Flughafen. Insgesamt sollen bundesweit elf Automaten aufgestellt werden. Media Markt testet solche Automaten bereits seit Anfang Dezember.