
Affäre Böhmermann:
Satire-Beistand von John Oliver
"Erdogan ist schuld": HBO-Talker John Oliver ergreift Partei für Jan Böhmermann bei dessen Querelen nach seinem ZDFneo-"Schmähgedicht".

Foto: Screenshot HBO/Youtube
John Oliver, scharfzüngiger Late-Night-Talker in den USA, springt Jan Böhmermann bei. Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe, sagte der HBO-Moderator in seiner aktuellen Sendung. "Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis." Hier geht es zum Clip.
"Erdogan hat eine unglaublich dünne Haut", sagte Oliver weiter. "Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen." Oliver zitierte Erdogans Vergleiche von Israel mit Hitler-Deutschland sowie frauenfeindliche Aussagen des Präsidenten.
An die Adresse Erdogans fügte er hinzu: "Wenn Du so ängstlich darauf bedacht bist, nicht verspottet zu werden, versuch doch mal, die freie Rede weder in Deinem Land noch in anderen zu unterdrücken und Dich generell so zu verhalten, dass nicht jeder sehen will, wie man Dir in den Hintern tritt."
Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow "Neo Magazin Royale" ein drastisches Gedicht auf den türkischen Präsidenten verlesen und damit eine größere Affäre ausgelöst. Ende vergangener Woche ließ die Bundesregierung auf Verlangen der türkischen Regierung zu, dass gegen den Moderator ermittelt wird. Daneben hat Erdogan als Privatmann Anzeige gegen Böhmermann gestellt.
Auch andere US-Medien werfen aus der Ferne ein kritisches Auge auf die inzwischen zur Staatsaffäre mutierten Auseinandersetzung. Mit ihrer Haltung in der Affäre Böhmermann setzt Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Ansicht der "New York Times" ein falsches Signal. Ihre Entscheidung, ein Gerichtsverfahren zu erlauben, komme dem Bezahlen von Lösegeld an Kidnapper gleich, schreibt die Zeitung am Dienstag in einem Editorial. "Das unmittelbare Problem ist gelöst, es schafft aber einen gefährlichen Präzedenzfall."
W&V Online/dpa