Der Himalaya-Kletterer wird seine Kunststoffjacke dem Wollpullover vorziehen – ist diese doch vor allem leicht. Bei einem Smartphone ein ebenfalls schlagkräftiges Argument. Das was der normale Nutzer mit Kunststoff verbindet, ist das billige Plastik eines Joghurt-Bechers. Die Formel 1, die NASA und die Top-Chirurgie nutzen andere Kunststoffe, aber auch andere Herstellungs- und Fertigungsverfahren bei Leichtmetallen: Zum Beispiel schäumen sie Aluminium – sicher auch ein Weg Geräte bei hoher Materialwertigkeit leichter und konstruktiv stabil zu machen. Zu Ihrer zweiten Frage: Ist das (imagerelevant) berechtigt? Nein, aber nach wie vor sehr verbreitet – gilt es doch hier in Zukunft der Authentizität der modernen Kunststoffe wirklich Rechnung zu tragen.

Versucht Samsung zu viele verschiedene Geschmäcker zu bedienen?

Die Strategie von Samsung ist mittlerweile recht stringent; unterliegen die umsatzstärksten Produktlinien des Unternehmens doch eher einer unambitionierten Formensprache im Design. Ich nenne es mal erweitert "Non-Sexy-Design" – sicher auch ein designstrategischer Weg.

Samsungs US-Designchef ist der Überzeugung, dass das Aussehen von Geräten, wie dem Galaxy S4, in Zukunft immer stärker in den Hintergrund treten wird und dafür die "inneren Werte" mehr zählen. Hat er recht?

Die Zunahme der technischen Leistungsmerkmale hat den Psychologen Donald A. Norman einst veranlasst folgende Einschätzung abzugeben: "Verdoppelt sich die Zahl der Leistungsmerkmale so vervierfacht sich die Komplexität. Bei einer Verzehnfachung der Leistungsmerkmale kann man die Komplexität mit hundert multiplizieren". Innere Werte müssen der exponentiellen Zunahme der Benutzungskomplexität entgegen steuern und rücken dadurch in einen noch strategischeren Fokus der gesamten Produktentwicklung. Stichworte sind hierbei Techniküberdruss und Entmaterialisierung. Primär formalästhetisch orientierte Companies fegt es vom Markt – die Zeit des designgetriebenen Manierismus ist für Global-Player definitiv vorbei.

Die Smartphones werden immer größer, was ist hier die Herausforderung für Designer?

Dies ist so nicht richtig. Es gibt schon im Jetzt kleine, mittlere und große Smartphones, Pads und Notebooks – in Zukunft sicher noch intelligentere Produkte; manche klein, manche groß, geschoben, geklappt, ausgerollt, geknickt, gefaltet, oder einoperiert. Dies ist aber nicht nur eine Herausforderung für das Design, sondern eine Herausforderung in der strategischen Sortimentspolitik des Unternehmens.

Welches Smartphone nutzen Sie? Wollen Sie bald umsteigen?

Da ich mein Smartphone meist in der linken Innentasche des Jacketts trage, ein sehr leichtes Kunststoff-Gerät. Wechseln möchte ich nicht, da auf der rechten Seite meines Jacketts schon meine Brieftasche ihren Platz hat - übrigens aus Leder.


Autor: Ulrike App

ist bei W&V Online für Digitalthemen zuständig. Und das hat nicht nur mit ihrem Nachnamen zu tun, sondern auch mit ihrer Leidenschaft für Gadgets und Social Media. Sie absolvierte vor ihrer Print-Zeit im Marketing-Ressort der W&V die Berliner Journalisten-Schule und arbeitete als freie Journalistin.