
Lesetipp:
Saftig: Carolin Kebekus rechnet mit Frauenmagazinen ab
Die Komikerin und Schauspielerin ist bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. In einer Leserinnen-Kolumne bei "Brigitte" wehrt sie sich gegen verzerrte Frauenbilder.
Die Komikerin und Schauspielerin Carolin Kebekus ist bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. In einer Leserinnen-Kolumne bei "Brigitte" wehrt sie sich gegen verzerrte Frauenbilder. Was mit der vollmundigen Überschrift "Liebe Brigitte, ich hasse dich!" beginnt, bleibt zwar krawallig, knallhart und provokant, aber der Frauentitel ist gar nicht das eigentliche Ziel von Kebekus. Sie rechnet ab mit dem Frauenbild, das in allen Frauentiteln durch Diätwahngeschichten erzeugt werde - und dafür sorgt, dass inzwischen auch Frauen untereinander Druck machen. "Der Druck auf uns ist größer als je zuvor, ich muss nicht nur immer geil aussehen und studiert haben, ich muss auch ne Firma leiten, ein Haus bauen, meine Eltern pflegen und im Durchschnitt noch 1,3 Kinder bekommen. Wann soll ich das denn alles machen?"
Wie man Kebekus kennt, wird sie sehr deutlich. "Wie viel Lebenszeit ich schon verschwendet habe, um über meinen Hintern nachzudenken. Denn durch Euch bin ich ja erst darauf gekommen, dass Cellulite scheiße aussieht", schreibt sie. Ihr Hasswort vor allem: Afterbabybody. Jungen Müttern werde eingeredet, dass sie zu fett seien, es gebe sogar extra einen Milf-Macher: "Der trainiert reichen, hirnlosen Moderatorinnen ihren Mutterspeck in Sekundenschnelle ab, damit ihr Mann nicht ins Pascha geht und sie schnell wieder ne Milf wird. Milf? Nicht bekannt? Eine Milf ist eine Mom I'd like to fuck!"
Mit ihrem Pamphlet stößt Kebekus bei den Brigitte-Leserinnen nicht nur auf Zustimmung. Viele Kommentare prangern die teils derbe Sprache des Textes an, einige solidarisieren sich mit der Schönheitsideal-Fraktion. Ebensoviele Leserinnen drücken aber ihre Freude darüber aus, dass Kebekus sich gegen den Perfektionswahn wendet - darunter sind auch Männer.
Besonders die dürften sich von Kebekus' Aktion angesprochen fühlen. Sie ruft den Gegentrend zum Afterbeerbody aus.
Die Komikerin mit der spitzen Zunge hatte sich vor rund einem Jahr in einem Rap-Video mit der Kirche und dem WDR angelegt (W&V berichtete).
Für die Kolumnenreihe "60 Stimmen" der Zeitschrift "Brigitte" konnten sich Leserinnen, berühmte wie unbekannte, bewerben. Dass sie auch den durchaus kritischen Beitrag von Kebekus unter den Einsendungen ausgewählt hat, spricht für den Titel der G+J Women New Media, Hamburg. Von 2010 bis 2012 hatte der 60 Jahre alte Titel auf magere Profimodels verzichtet und "normale Frauen" abgelichtet. Aufgrund der Leserreaktionen und eines Wechsels in der Chefredaktion war man aber wieder zu Models zurückgekehrt (W&V berichtete).